Passanten mit Masken in der U-Bahn Passage Karlsplatz
AFP/ALEX HALADA
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Forschung

Vorbereitung auf die nächste Pandemie

Die Bundesregierung hat Mitte Februar eine Aufarbeitung ihrer eigenen Coronavirus-Politik angekündigt. Aufseiten der Wissenschaft laufen bereits einige Forschungsprojekte, die genau das zum Ziel haben: Man will Lehren aus der Pandemie ziehen – auch als Vorbereitung auf die Krisen der Zukunft.

Fehler sind immer möglich, aber zumindest sollte man daraus lernen. Diese altbekannte Maxime der empirischen Wissenschaften steht im Zentrum des Forschungsprojekts „BETTER“ („Being Equiped To Tackle Epidemics Right“). Das Akronym ist freilich nicht zufällig so gewählt. Man will es in Zukunft besser machen, sollte wieder einmal der Ernstfall einer Pandemie eintreten.

Laien zuhören

Lernen will das Forschungsteam vor allem durch Analyse von drei Bereichen: erstens bei der Fachliteratur, die in den letzten drei Jahren angefallen ist; zweitens von all den Simulationen, die gemacht wurden, um Infektionen vorherzusagen; und nicht zuletzt sollen auch Stimmen aus der Gesellschaft Gehör finden – Fachleute sowie insbesondere Laien und Patientinnen, sagt Projektleiterin Tanja Stamm. „Wir wissen alle, dass es zum Thema Corona und Pandemie kontroversielle Sichtweisen gibt. Ich halte es für wichtig, dass wir jetzt anfangen, einen Dialog zu führen und aufeinander zuzugehen. Das ist wahrscheinlich das Um und Auf.“

Dialog mit Impfgegnern

Wie so ein Dialog aussehen kann, hat die Forscherin der MedUni Wien bereits in den letzten zwei Jahren vorgezeigt. Sie und ihr Team sind etwa mit Impfgegnern in Kontakt getreten und haben deren Motive für ihre skeptische Haltung untersucht. Ein Ergebnis: Die Gruppe ist gar nicht so homogen wie man denken könnte, ungefähr ein Viertel ist Argumenten durchaus zugänglich und würde sich potenziell auch vom Gegenteil überzeugen lassen.

Beim Rest indes ist die ablehnende Haltung stabil – und wird wohl auch in Zukunft nicht mehr zu verändern sein. Diesen Befund müsse man zunächst „entsprechend ernst nehmen“, sagt Stamm. Sie hält die teilweise Unverrückbarkeit der Standpunkte allerdings für keinen Hinderungsgrund für eine zukünftige Annäherung.

Daraus ließe sich auch eine Vermutung ableiten: Vielleicht sollten sich nun alle Streitparteien, Impfgegner wie Coronamaßnahmen-Befürworter, Politikerinnen wie Bürger, nun einfach ein bisschen entspannen. Gemäß der vom US-amerikanischen Philosophen und Pragmatisten Richard Rorty vorgelebten Strategie gegen Absolutstandpunkte und Selbstüberschätzung: Wenn das Überzeugen nicht mehr funktioniert, kann man es immer noch mit dem Überreden probieren.

“Zwischen Gut und Befriedigend“

Stamms Resümee der österreichischen Pandemie- und Gesundheitspolitik der letzten drei Jahre fällt kritisch, gleichwohl überwiegend positiv aus. Gut gelaufen sei etwa die Einbindung der Wissenschaft in das Pandemiemanagement, weniger gut sei die Kommunikation der Bundesregierung ausgefallen. In Schulnoten ausgedrückt: „Zwischen einem Gut und einem Befriedigend wird es sich in Summe einpendeln. Man kann immer etwas verbessern, aber insgesamt stehen wir nicht so schlecht da.“

Das auf drei Jahre angelegte Projekt soll jedenfalls zu ganz konkreten Empfehlungen für die Politik führen. Es ist übrigens nicht das einzige dieser Art. Die AGES hat kürzlich ebenfalls ein breit angelegtes Evaluierungsprojekt namens „ROADS“ auf Schiene gebracht. Und an der MedUni Wien untersuchen Forscher und Forscherinnen, wie die Älteren und Vulnerablen die Pandemie erlebt haben – und was man aus deren Sicht hätte besser machen können.