Derzeit liegt unterdurchschnittlich wenig Schnee im Hochgebirge und damit auch auf den heimischen Gletschern. Die GeoSphere Austria (vormals ZAMG) beschreibt den bisherigen Winter als den sechstwärmsten der 256-jährigen Messgeschichte im Tiefland und reiht ihn im Hochgebirge auf Platz zwölf seit 172 Jahren.
Allgemein hat der Winter „mager“ begonnen. Besonders im Westen Österreichs (Vorarlberg, Nordtirol, Salzburg) fehlten ergiebige Niederschlagsereignisse. Insgesamt fiel um 15 bis 45 Prozent weniger Niederschlag als im langjährigen Durchschnitt. In einzelnen Tälern, wie dem Paznauntal und dem Oberen Inntal, war es mit Defiziten von 45 bis 60 Prozent noch einmal etwas trockener.

Nur wenig Neuschnee
Auch die Neuschneesumme (Summe der täglichen Neuschneemenge, gemessen um 7 Uhr) lag in den meisten Regionen um ungefähr 15 bis 75 Prozent unter dem langjährigen Durchschnitt (1991 bis 2020) und an manchen Stationen, etwa der Rudolfshütte, wurde sogar ein neues Minimum erreicht.


Als Folge der milden Temperaturen und der geringen Anzahl der Tage mit festen Niederschlägen blieb auch die Schneehöhe deutlich unter den langjährigen Mittelwerten zurück. Die österreichweite Übersicht zeigt, dass aktuell die größten Schneehöhen – bis zu drei Meter – in der Venediger- und Glocknergruppe sowie am Dachstein, im Toten Gebirge und im Karwendel zu finden sind.
Über Autorin und Autor
Andrea Fischer ist stv. Leiterin des Instituts für Interdisziplinäre Gebirgsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Innsbruck, Hans Wiesenegger Leiter des Hydrographischen Dienstes (HD) des Landes Salzburg.
Prognosen dämpfen Erwartungen
Der Vergleich an der repräsentativen Station Rudolfshütte (2.500 Meter über Adria) zeigt, dass die aktuellen Werte am unteren Ende des möglichen Winterverlaufes liegen. Im Vergleich mit der langjährigen Reihe (1991 bis 2020) fehlen zum durchschnittlichen Wert mindestens 60 Zentimeter. Im Vergleich zu schneereichen Wintern liegt derzeit nur die Hälfte der möglichen Schneehöhe.
Der Kurvenverlauf zeigt aber auch, dass das Schneehöhenmaximum meist Anfang bis Mitte April erreicht wird. Es besteht also noch Hoffnung für eine deutliche Verbesserung der Winterreserven. Die aktuellen Prognosen der Geosphere Austria für März lassen die Erwartungen vorerst aber nicht allzu hoch fliegen: länger anhaltende spätwinterliche Wetterlage mit wiederholter Zufuhr von polarer Kaltluft aus nördlichen Richtungen, durchschnittliche Niederschlagsmengen und etwas zu mildes Wetter in der zweiten Märzhälfte.


Offene Gletscherspalten
Insgesamt liegt unterdurchschnittlich wenig Schnee auf den heimischen Gletschern. Kräftiger Windeinfluss hat mancherorts zu deutlichen Schneeverfrachtungen geführt und viele Gletscherspalten sind derzeit noch offen. Die Tourenbedingungen sind lokal sehr unterschiedlich. Auf manchen Gletschern ist die Spurwahl durch die Spaltenzonen schwierig. Und auch Geländekanten und Moränen im Gletschervorfeld sind nahezu schneefrei.


Der bisherige Winter war schneearm, die Winterakkumulation somit bisher sehr gering. Durch die geringe Schneeauflage und die Winderosion sind steile Bereiche des Gletschers sowie Geländekanten schneefrei. Die Schneehöhen am Filleckboden liegen derzeit deutlich unter dem langjährigen Mittel.

Auch in den Schweizer Alpen liegt heuer noch deutlich weniger Schnee als im Vorjahr:
Auf dem Silvrettagletscher liegt nur etwa ein Drittel der Schneemenge eines Normaljahres: