NS-Zeit

Datenbank zu Übersetzern im Exil

Drei Jahre lang hat sich das Forschungsprojekt „Exil:Trans“ dem Leben und der Arbeit von im NS-Regime verfolgten Übersetzern und Übersetzerinnen gewidmet. Seit kurzem ist eine biografische Datenbank zugänglich.

„Rund 350 Personen konnten erfasst werden. Sie sind aber noch nicht komplett eingepflegt“, erklärt die Translationswissenschaftlerin Larisa Schippel von der Uni Wien. Diese Arbeit werde aber auch nach dem offiziellen Abschluss des vom Wissenschaftsfonds FWF kofinanzierten Projekts „Exil:Trans“ weitergeführt. Zu schaffen gemacht hat der Exil:Trans-Datenbank, in der man sich über Lebensgeschichten, die übersetzerischen Tätigkeiten und die oft über viele Stationen zurückgelegten Exilwege informieren kann, zuletzt ein Hackerangriff auf die Uni Graz, wo die Datenbank gehostet wird.

Das Team von Larisa Schippel, mittlerweile emeritierte Professorin für Transkulturelle Kommunikation am Zentrum für Translationswissenschaft der Universität Wien, hat dafür gemeinsam mit Kollegen an den Universitäten Lausanne und Mainz/Germersheim in Archiven von Moskau bis New York geforscht. Exil ist in vieler Hinsicht die Erfahrung eines Versetzt-werdens, die häufig die Notwendigkeit zu übersetzen und zu dolmetschen mit einschließt.

Seltene Nachlässe

Wie hat sich das Exil auf Menschen ausgewirkt, die vor, im oder nach einem solchen einschneidenden Wechsel der Lebensumgebung übersetzerisch tätig waren? Konnten sie mehr positive Impulse aus dieser Erfahrung ziehen als andere? „Exilerfahrung kann positiv sein, muss aber nicht. Nicht jeder hat Fuß fassen können“, sagt Schippel. „Da spielen viele Faktoren eine Rolle.“

Eine der Intentionen des Projekts ist es, das Bewusstsein für die Wichtigkeit der Translation zu schärfen. Während es unzählige Nachlässe von Autorinnen und Autoren gibt, sind jene von Übersetzern und Übersetzerinnen eine Seltenheit. Langsam ändere sich dies, meint die Wissenschaftlerin und verweist auf das renommierte Literaturarchiv in Marbach, das hier zunehmend aktiv werde.

Die Forschungen von „Exil:Trans“ münden auch in einige Publikationen. Der erste, auf Namen und Orte konzentrierte Band von „Translation und Exil (1933-1945)“ ist im Vorjahr im Verlag Frank & Timme erschienen, der zweite Band, der sich mit den Netzwerken im Exil beschäftigt, erscheint dieser Tage. Band drei („Motive des Übersetzens“) ist für Jahresende geplant, dazu kommt noch eine englischsprachige „Kollektivmonografie“, mit der die Ergebnisse auch für die internationale Community aufbereitet werden sollen. Ein Nachfolgeprojekt soll im Frühjahr beim FWF eingereicht werden. Dabei geht es um die Post-Exil-Erfahrungen nach 1945.