Spinnennetz, Spinne, Netz
Phimak – stock.adobe.com
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Studie

Städte kein gutes Pflaster für Spinnen

Städte sind kein gutes Pflaster für Spinnen und andere Gliederfüßer. Es gibt zwar genauso viele Gliederfüßer wie auf dem Land, doch je höher der Urbanisierungsgrad, desto geringer sind Artenvielfalt und Artenreichtum. Das berichtet ein Forschungsteam der Uni Innsbruck.

In der Studie, die nun im Fachjournal „Frontiers in Ecology and Evolution“ erschienen ist, untersuchte das Team ein 57 Quadratkilometer großes Gebiet in und um die Tiroler Landeshauptstadt.

Marion Chatelain vom Institut für Zoologie der Universität Innsbruck erfasste mit ihrem Team an 180 Orten in und um Innsbruck Arthropoden in drei verschiedenen Mikrolebensräumen: Kronendach, Büsche und Baumrinde. Parallel dazu schätzte das Forschungsteam den Grad der Verstädterung im Umkreis von 100, 500 und 1.000 Metern um jeden Probenentnahmeort, u. a. anhand der Bodenversiegelung und Vegetationsbedeckung. Mit diesen Daten verglichen sie, wie sich der Grad der Urbanisierung auf die Anthropodengemeinschaften auswirken.

Sie zeigten, dass unabhängig von der Jahreszeit sowohl Artenreichtum (Zahl der Arten am Ort der Probenentnahme) als auch Artenvielfalt (Zahl der Arten kombiniert mit der Gleichmäßigkeit ihrer Verteilung) von Gliederfüßern auf Bäumen und in Sträuchern umso stärker abnimmt, je städtischer die Umgebung ist. „Der Arthropodenreichtum ist im Kronendach und in den Sträuchern an weniger urbanisierten Standorten um etwa 30 bzw. 20 Prozent höher als an stark urbanisierten Standorten“, heißt es in der Studie.

Flügellose Arten benachteiligt

Konkret finden sich immer weniger Spinnen und Springschwänze, je städtischer der Standort ist. Die Forscherinnen und Forscher schließen daraus, dass speziell flügellose Gruppen benachteiligt sind. Dagegen nimmt die Zahl verschiedener Fliegenarten in stärker verstädterten Gebieten zu, was darauf hindeutet, dass sie besser die Distanzen zwischen isolierten Grünflächen überbrücken können.

Die Forscherin beobachtete zudem, dass es mit zunehmender Verstädterung immer weniger netzbauende Spinnen, dafür aber mehr aktiv jagende Spinnen, wie Krabben- und Laufspinnen vorkommen. Offensichtlich gibt es einen Zusammenhang von Urbanisierungsgrad und Jagdverhalten der Spinnen.

Auswirkungen auf Räuber-Beute-Verhalten

„Die Urbanisierung dürfte vor allem pflanzenfressende Arten begünstigen“, heißt es in der Studie. So wiesen stärker urbanisierte Standorte eine höhere Häufigkeit von Blattläusen, Staubläusen, Gelsen, Fliegen und Zikaden auf. „Da einige Gruppen ganz gut gedeihen, während andere aus städtischen Gebieten verschwinden, gibt es in der Stadt mindestens so viele Gliederfüßer wie in der ländlichen Umgebung“, so Chatelain.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehen davon aus, dass solche urbanisierungsbedingten Veränderungen, wie sie sie anhand der Arthropoden nachgewiesen haben, tiefgreifende Auswirkungen auf ökologische Interaktionen haben, etwa das Räuber-Beute-Verhalten.

So würde die Studie die Hypothese stützen, dass das massenhafte Auftreten von Blattläusen in städtischen Gebieten auf einen Mangel an Populationskontrolle durch räuberische Spinnen zurückzuführen ist. Es sei auch mehr als wahrscheinlich, dass durch die Veränderung der Beuteverfügbarkeit Effekte auf insektenfressende Vögel auftreten, so Chatelain, die im Rahmen eines größeren Projekts die Auswirkungen der Urbanisierung auf Kohl- und Blaumeisen untersucht.