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APA/TOBIAS STEINMAURER
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Amateursport

Zu viel Ehrgeiz kann dem Herzen schaden

Sport ist gesund, aber nicht immer: Zu viel Anstrengung und zu wenig Ruhepausen können der Gesundheit schaden und auch fürs Herz gefährlich werden. Ehrgeizige Intensiv-Amateursportler ab 35 Jahren sollten sich deshalb durchchecken lassen, betonen Fachleute.

Sport ist Mord, heißt ein altes Sprichwort, es wird meist von Menschen verwendet, die sich nicht so gerne bewegen. Aus wissenschaftlicher Sicht ist in vielerlei Hinsicht bewiesen, dass Sport sehr gesund und lebensverlängernd ist. Doch es gibt Einschränkungen. Wer allzu ehrgeizigen Amateursport betreibt, sollte über sein Herz Bescheid wissen, meint der Sportmediziner Jürgen Scharhag von der Universität Wien. Er vergleicht das Herz beim Sport gerne mit einem Auto: Wer sehr ehrgeizig und auch intensiv trainiert, fährt sozusagen mit dem Herzen auf der Überholspur.

„Das ist so, wie wenn Sie ein Auto fahren. Wenn Sie schneller fahren und es passiert etwas, ist der Unfall meistens schlimmer. Und so ist es auch mit dem Herzen. Der Sport wirkt wie ein Trigger. Mit höherer Geschwindigkeit kann dann etwas aus dem Takt kommen."

Sportmedizinische Untersuchung für Ältere wichtig

Egal ob Kraftsport, Cross-Fit oder ein Marathontraining, ehrgeizige Intensiv-Amateursportler ab 35 Jahren sollten sich deshalb durchchecken lassen, rät er. Hohe Cholesterinwerte können dazu führen, dass die Herzkranzgefäße bereits verengt sind und angeborene Herzfehler können im Alter ernsthafte Folgen entwickeln, wenn die Belastung zu hoch ist.

Als Beispiel führt Jürgen Scharhag die sogenannten „Weekend Warriors“ an, die unter der Woche keine Zeit für Sport haben, und am Wochenende versuchen, das aufzuholen. „Und dann hat man natürlich eine besonders starke Belastung, die Regenerationspausen kommen aber zu kurz. Da muss das Herz natürlich gesund sein“, warnt er.

Regenerationspausen werden oft unterschätzt

Im Unterschied zu Leistungssportlern, die strikte Ruhepausen einlegen und sich vor dem Wettkampf ausruhen können, gehen Amateursportler und -sportlerinnen tagsüber oft einem anstrengenden Beruf nach. So manche Berufstätige übertreibe es mit dem Sport.

ORF-Initiative

Die multimediale ORF-Initiative „Bewusst gesund – Unser Herz“ läuft von 18. bis 25. März 2023.

Wenn man als ganz normaler Arbeitnehmer meint, man muss jeden Tag noch zwei, drei Stunden Sport machen nach einem langen Arbeitstag – dann könne sich ein Überlastungssyndrom entwickeln, erzählt Scharhag. Das macht sich durch müde Beine, Abgeschlagenheit oder ein Burnout-Gefühl bemerkbar, Scharhag rät dann dringend einige Tage bis zu zwei Wochen Pause. Denn unter Umständen könne so eine Überlastung, die in erster Linie das Nervensystem betrifft, auch fürs Herz gefährlich werden.

Der Stresshormonspiegel steigt dann nämlich, und das kann sich auf die Herzfrequenz auswirken. „Und wenn Sie dann noch diese Prädisposition haben, weil Sie vielleicht eine Herzkranzgefäße Verengung haben, und Sie haben hohen Stress und wenig Regeneration, der Blutdruck ist vielleicht schon hoch, dann kann natürlich so eine Stelle am Herzkranzgefäß eventuell leichter aufplatzen“, so Scharhag.

Risiko Infekt

Ein weiteres Risiko sind nicht auskurierte Bakterien- und Virusinfekte. Sport bei Infekten kann lebensgefährlich sein, so Scharhag. Wenn man zu früh wieder ins Training zurückkehrt oder einen Wettkampf bestreitet, können sich Krankheitserreger im Herzmuskel einnisten, zu einer Herzmuskelentzündung und im schlimmsten Fall zum Herzstillstand führen.

Sein Fazit: Sport ist gut, aber je intensiver, desto wichtiger ist ein Gesundheitscheck und ein fachkundiger Trainer. Das sei wie beim TÜV: „Wenn man beim Auto das checken lässt, kann auch mal was kaputt gehen während der Fahrt, ohne dass man das vorher gesehen hat. Also man kann nicht immer alle Gefahren ausschließen. Aber man ist dann schon sicherer“. Am gefährlichsten für das Herz ist allerdings wohl, gar keinen Sport zu betreiben.