Windrad und Himmel mit Wolken
APA/ROBERT JAEGER
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Energiespeicher

Neue Batterie für Solar- und Windenergie

Das Einlagern von Überschüssen aus Solar- oder Windenergie ist einer der Schlüssel für die Energiewende. Da Lithium-Ionen-Batterien mit der Zeit Speicherleistung verlieren, sucht man nach Alternativen. Ein Forschungsteam aus Wien und Spanien hat nun eine Sauerstoff-Ionen-Batterie auf Keramikbasis entwickelt.

Neben dem Leistungsverlust über viele Auf- und Entladungsvorgänge hinweg sind es vor allem die raren, teuren, vielfach toxischen und oft unter katastrophalen Arbeitsbedingungen abgebauten Materialien, die zum Bau von Lithium-Ionen-Batterien benötigt werden, die die Technologie in einem ungünstigen Licht erscheinen lassen. So wird Kobalt, Nickel oder Mangan, das in den etwa massenweise in Elektroautos eingesetzten Batterien enthalten ist, oft unter fragwürdigen Umständen abgebaut.

Auch um so einen Akku zu produzieren, braucht es viel Energie. Schwierig gestaltet sich überdies das Recycling. Eine zusätzliche Gefahr bei Lithium-Ionen-Akkus ist, dass durch Beschädigung, Überladen oder Überhitzen des Akkus Zellen Risse bekommen können. Dann kann es sehr schnell zu Bränden kommen. Weltweit sind daher viele Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen auf der Suche nach anderen Batterie-Konzepten.

Patent angemeldet

Ein solches legte nun ein Team um Alexander Schmid und Jürgen Fleig vom Institut für Chemische Technologien und Analytik der Technischen Universität (TU) Wien in Kooperation mit dem Catalonia Institute for Energy Research (IREC) in Barcelona vor. Mittlerweile wurde die Technologie zum Patent angemeldet, heißt es am Mittwoch in einer Aussendung der TU zu der kürzlich im Fachblatt „Advanced Energy Materials“ erschienenen Studie.

Das Wiener Team arbeitet schon seit geraumer Zeit mit keramischen Materialien im Zusammenhang mit Brennstoffzellen. „Das brachte uns auf die Idee, zu untersuchen, ob solche Materialien vielleicht auch dafür geeignet wären, eine Batterie herzustellen“, so Schmid. Das Prinzip unterscheidet sich dabei kaum von jenem bei Lithium-Ionen-Batterien. Die Keramikbauteile können nämlich negativ geladene Sauerstoff-Ionen aufnehmen und wieder abgeben. Wird an dem Aufbau elektrische Spannung angelegt, beginnen die Ionen von einem keramischen Material zum anderen zu wandern. Die Batterie lädt sich auf. Beim Entladen lässt man die geladenen Sauerstoff-Atome wieder zurückwandern und greift die gespeicherte Energie in Form von elektrischem Strom ab.

Geringe Brandgefahr und umweltfreundlich

Während man in vielen Akkus das Problem hat, „dass sich die Ladungsträger irgendwann nicht mehr bewegen können“ und damit die Leistung stark absinkt, drohe dieses Szenario laut Schmid bei der Sauerstoff-Ionen-Batterie nicht annähernd in vergleichbarem Ausmaß. Wenn nämlich im Betrieb Sauerstoff abhanden kommt, kann er einfach aus der Umgebungsluft geholt werden und die Batterie regeneriert sich.

Durch die Verwendung der nicht brennbaren Keramikmaterialien seien Feuer ausgeschlossen, erklärte Fleig. Auch in Bezug auf die Umweltfreundlichkeit gebe es entscheidende Vorteile: In den Teilen könne man relativ einfach bestimmte Stoffe, die rar, teuer oder giftig sind, durch andere ersetzen. Im Prototyp verwenden die Forscher zwar noch das eher seltene Lanthan, es gibt aber bereits Überlegungen, dieses Element durch günstigere Alternativen zu ersetzen. Kobalt oder Nickel brauche es in dem Konzept jedenfalls nicht.

Potenzial für Großanlagen

Allerdings hat die Entwicklung einen Haken: Man kann damit nur rund ein Drittel der Energie einlagern, die eine Lithium-Ionen-Batterie gleicher Größe im Schnitt speichert. Das mache die Sauerstoff-Ionen-Batterie zu keinem vielversprechenden Kandidaten als Energielieferant für kleine Geräte wie Smartphones. Allerdings sehen die Forscher viel Potenzial bei Großanlagen, wo so und so große Module zum Energiespeichern gebraucht werden.

Das ist etwa dort der Fall, wo überschüssige Energie zwischengeparkt werden muss, die etwa in Windparks in der Nacht bei viel Wind erzeugt wird, zu der Zeit aber nicht unmittelbar gebraucht wird. „Wenn man ohnehin ein ganzes Gebäude mit Energiespeicher-Modulen errichtet, spielt die geringere Energiedichte keine entscheidende Rolle“, so Schmid.