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APA/HANS PUNZ
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Universitäten

Sorge über „Ignoranz wissenschaftlicher Evidenz“

Die Universitätenkonferenz (uniko) zeigt sich angesichts jüngster innenpolitischer Entwicklungen „äußerst besorgt über die Ignoranz wissenschaftlicher Evidenz bzw. die mangelnde Wertschätzung gegenüber Forscherinnen und Forschern“.

Dies stehe in krassem Gegensatz zu Bestrebungen, das Vertrauen in Wissenschaft und Demokratie zu stärken, so uniko-Präsidentin Sabine Seidler am Donnerstag in einer Aussendung. Die uniko legte ein Positionspapier zum Thema vor.

Die Rektorinnen und Rektoren erinnern an das vom Bildungsministerium vorgelegte Zehn-Punkte-Programm gegen Wissenschaftsskepsis. Solche Bestrebungen würden ad absurdum geführte, wenn „der Kanzler gleichzeitig beim Klimawandel von ‚Untergangsirrsinn‘ und ‚Expertenhörigkeit‘ während der Pandemie spricht und die niederösterreichische Landesregierung eine Bewerbung der Corona-Impfung in Zukunft kategorisch ablehnt und ein wissenschafts- und fremdenfeindliches Klima durch bedenkliche Äußerungen einzelner Regierungsmitglieder fördert“.

„Kluft entsteht durch Politikerinnen und Politiker“

Für die uniko lässt sich „‚Wissenschaftsskepsis‘ aktuell weniger in einem Wissens- bzw. Vertrauensdefizit als in einem Handlungsdefizit“ festmachen. Es mangle weder an der Bereitstellung von wissenschaftlicher Evidenz noch an deren Kommunikation. „Die Kluft entsteht vielmehr durch Politikerinnen und Politiker, die den gemeinsamen Boden außer Streit gestellter wissenschaftlicher Erkenntnis verlassen und nicht bereit sind, dieser folgend Entscheidungen zu treffen und umzusetzen“, heißt es in dem Positionspapier der uniko zum Diskurs über Vertrauen in Wissenschaft und Demokratie.

Als Grundvoraussetzungen für Vertrauen in die Wissenschaft nennen die Rektoren in dem Papier u. a. die Freiheit der Wissenschaft und Autonomie der Universitäten, ein Bekenntnis der Politik zur Relevanz wissenschaftlicher Forschung, ein starker und unabhängiger Qualitätsjournalismus, hohe wissenschaftliche und ethische Standards sowie eine solide Finanzierung und langfristige Planungsperspektiven für Unis und Wissenschaftseinrichtungen.

Die uniko fordert deshalb verstetigte und institutionalisierte wissenschaftliche Beratung für politische Entscheidungsträger, Wissenschaftsberichterstattung als ein Kriterium der Medienförderung und die Errichtung eines Science Media Centers in Österreich nach internationalem Vorbild. Bei der Entwicklung weiterer Formate zur Wissenschaftskommunikation sollte auf den vielfältigen Projekten und Initiativen zur Wissenschaftsvermittlung an den Unis aufgesetzt und Parallelstrukturen vermieden werden.