Eine Frau wird in den Oberarm geimpft
dpa-Zentralbild/Hendrik Schmidt
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Impfbereitschaft braucht Anreize

Impfungen bleiben zentral für die Bekämpfung von Covid-19, die ÖVP-FPÖ-Koalition in Niederösterreich will künftig dennoch nicht mehr für sie werben. Eine neue Umfrage zeigt: Ohne Kommunikation und Anreize werden sich viele nicht impfen lassen – die Bereitschaft dafür hängt von ihrem Impfstatus ab.

Einen „Booster für die Impfbereitschaft“, der für alle Menschen wirkt, gibt es nicht, berichtet ein Team um Tanja Stamm von der Medizinuni Wien. Je nach Impfstatus können aber Anreize wie Appelle an den Gemeinschaftssinn, Gutscheine und an aktuelle Varianten angepasste Seren die Impfbereitschaft erhöhen, schreiben die Fachleute im Fachblatt „Nature Medicine“.

6.400 Personen befragt

Im Sommer 2022 führten sie eine repräsentative Umfrage mit knapp 6.400 Personen in Österreich und Italien durch. Die Fachleute präsentierten ihnen dabei Zukunftsszenarien mit neuen Virusvarianten, angepassten Impfstoffen sowie Anreizen und Hemmfaktoren für Immunisierungen wie Impfpflicht, Prämien und Kostenbeteiligung. In beiden Ländern hatten 61 Prozent der Studienteilnehmer bereits drei oder mehr Dosen eines COVID-19-Impfstoffs erhalten, 14 Prozent waren ein- oder zweimal geimpft und 25 Prozent gaben an, nicht geimpft zu sein. Die Fachleute ermittelten, unter welchen Umständen sich die Leute (erneut) gegen Covid-19 impfen lassen würden, und wann eher nicht.

Dies war je nach aktuellem Impfstatus sehr unterschiedlich. „Personen ohne Erstimpfung waren in so gut wie allen vorgelegten Szenarien nicht zur Impfung bereit“, berichten die Forscherinnen und Forscher in einer Aussendung: „Nur Botschaften, die die Pandemiebekämpfung als Gemeinschaftsaufgabe in den Vordergrund rückten, zeigten einen schwachen positiven Effekt auf ihre Impfbereitschaft.“ Auch durch staatliche Verordnungen würden sich diese Menschen nicht häufiger impfen lassen. Solche Maßnahmen würden sich bloß stark negativ auf das Vertrauen in Impfstoffe auswirken.

Dreifach Geimpfte am ehesten bereit für Booster

Wer schon eine oder zwei Impfdosen erhalten hat, zeigte sich in den Befragungen ebenfalls recht pandemie- und impfmüde. Diese Menschen könnten jedoch durch positive Anreize wie Prämien und Gutscheine deutlich häufiger für eine weitere Impfung gewonnen werden, so die Forscher.

Am ehesten bereit für eine weitere Impfung gegen Covid-19 seien Personen, die schon drei oder mehr davon erhalten haben. Bei ihnen steigt die Bereitschaft weiter, wenn an neue Varianten angepasste Seren angeboten werden, erklären sie in der Fachpublikation. Auch das Auftreten von neuen, gefährlicheren Virenvarianten würde dies bewirken.

Gratis-Impfung am wichtigsten

Falls die Impfung Geld kostet, würden diese Menschen ihre positive Einstellung jedoch häufig nicht in tatsächliches Verhalten umsetzen, so die Forscher. Selbst moderate Kosten von 20 Euro wirkten stark hemmend. „Der kostenlose und einfache Zugang zu Impfstoffen wird daher wahrscheinlich die Hauptstütze für den Erfolg jeder Impfkampagne bleiben“, meinen sie.

„Unsere Ergebnisse legen nahe, Kampagnen zwischen Grund- und Auffrischungsimpfungen unterschiedlich zu gestalten“, so die Fachleute: „Der sozial verträglichste Weg zur Förderung von Grundimpfungen bestünde darin, sich auf die Förderung des Gemeinschaftsgeistes zu konzentrieren, anstatt sich auf strengere politische Eingriffe zu verlassen.“ Geldprämien und Gutscheine würden vor allem die Bereitschaft für Auffrischungsimpfungen steigern. Unbedingt beibehalten sollte man die kostenlose Bereitstellung von Impfstoffen und einen einfachen Zugang zu Impfstellen.