Privatjet in Schweden
AFP/FREDRIK PERSSON
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Emissionen

Klimabelastung durch Privatjets steigt

Der globale Flugverkehr trägt zur menschengemachten Klimaerwärmung bei. Besonders klimaschädlich sind Flüge mit dem Privatjet, allen voran Kurzstreckenflüge. Auch in Österreich werden sie mehr, wie eine aktuelle Untersuchung der Umweltorganisation Greenpeace zeigt: 15.000-mal hoben 2022 Privatjets ab.

Unternehmen, die Privatjets verkaufen und vermieten, zählen zu den Gewinnern der Coronavirus-Pandemie: Erst standen die großen Passagierflugzeuge still, dann wollten viele Geschäftsleute, Politiker und Reiche überfüllte Flughäfen meiden. Und der Trend zum privaten Flugzeug hält an: Die Zahl der Privatflüge in Europa nimmt weiter zu, wie die von der Umweltorganisation Greenpeace in Auftrag gegebene Erhebung nun ergab.

Österreich auf Platz fünf

Mehr als 570.000 Privatjetflüge gab es 2022 in der Europäischen Union – das sind um 64 Prozent mehr als 2021. Dabei handle es sich um die klimaschädlichste Form der Fortbewegung, sagte Jasmin Duregger von Greenpeace Österreich. Die Pro-Kopf-Emissionen sind höher als bei allen anderen Verkehrsmitteln. In den kleinen Flugzeugen werden nicht nur viel weniger Menschen transportiert, die Privatjets fliegen sehr oft leer quer durch Europa, um die Fluggäste erst abzuholen.

Ein Flug mit dem Privatjet sei mit Blick auf die Pro Kopf-Emissionen 50-mal klimaschädlicher, als die gleiche Strecke mit dem Zug zurückzulegen, so Duregger. „Deswegen ist diese Form der Fortbewegung sozial auch besonders ungerecht“, sagte die Greenpeace-Klimasprecherin weiter. Die meisten Privatjetflüge in der Europäischen Union verzeichnen Deutschland, Frankreich und Italien – Österreich folgt bereits auf Platz fünf.

Ultrakurzstrecken besonders schädlich

15.000-mal hoben 2022 in Österreich Privatjets ab, auch um Ultrakurzstrecken wie Graz – Maribor und Wien – Bratislava zu fliegen. Der Zug, der zweiMal pro Stunde von Wien nach Bratislava fährt, braucht für diese Strecke eine Stunde. In Europa zählen die Routen Paris – London und Rom – Mailand zu den verkehrsreichsten für Privatjets. Ebenfalls beides Strecken, die mit dem Zug leicht zu bewältigen sind.

„Also über die Hälfte aller europäischen Privatjetflüge sind unter 750 Kilometer lang, also Kurzstrecke oder Ultrakurzstrecke“, so Duregger. Dagegen geht nun beispielsweise Frankreich mit Regulierungen vor. Dort sollen alle Kurzstreckenflüge von Privatjets verboten werden, für die es klimafreundliche Alternativen gibt. Ist das Reiseziel mit dem Zug in weniger als zweieinhalb Stunden zu erreichen, darf es nicht angeflogen werden.

Greenpeace fordert Privatjetverbot

Greenpeace begrüßt den Vorstoß Frankreichs, die Forderungen der Umweltorganisation gehen jedoch weiter. Sie setzen sich für ein EU-weites Verbot von Privatjets ein, sagte Duregger. „Klar ist, dass es z. B. für Sportflüge oder auch medizinische Transporte Ausnahmen geben muss, aber dabei handelt es sich nur um einen sehr kleinen Teil der Flüge, der Großteil entfällt auf Geschäfts- und Luxusreisen, und die sollten im Sinn des Klimaschutzes in der Europäischen Union verboten werden“, so Duregger.

Dass reiche Menschen das Klima insgesamt stärker belasten, zeigte beispielsweise eine Studie der Entwicklungsorganisation Oxfam: Sie konsumieren mehr, haben mehr Wohnraum, fliegen öfter. Das reichste Prozent ist folglich für doppelt so viel Treibhausgasemissionen verantwortlich wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung. Das Fliegen insgesamt teurer zu machen bzw. zumindest die Kerosinsteuerbefreiung aufzuheben könnte hier einen ökosozialen Ausgleich schaffen. Denn laut Verkehrsclub Österreich fliegt ein Drittel der österreichischen Bevölkerung nie, die Hälfte fliegt einmal pro Jahr oder seltener. Im Sinn des Klimaschutzes sollte also in grenzüberschreitende Zugsverbindungen investiert werden.

SPÖ fordert Privatjetabgabe

„Privatflüge sind nicht nur eine der ungerechtesten, sondern auch die klimaschädlichste Form des Verkehrs“, kritisierte SPÖ-Umweltsprecherin Julia Herr in einer Aussendung. Mit einer hohen Privatjetabgabe will die Abgeordnete nun der zunehmenden Zahl an Privatflügen einen Riegel vorschieben. Sie forderte, dass die Abgabe so hoch bemessen sein muss, dass auch Millionärinnen und Millionäre sowie Milliardärinnen und Milliardäre „es sich zehnmal überlegen, ob sie wirklich abheben wollen“. Herr will dazu einen Antrag im Parlament einbringen.

Grüne für Verbot von Kurzstreckenflügen

Thomas Waitz, EU-Abgeordneter und Kovorsitzender der Grünen, forderte, dass Kurzstreckenflüge, egal ob privat oder kommerziell, die durch öffentliche Verkehrsmittel ersetzt werden können, in Zukunft verboten werden müssen. „Der Bericht zeigt wieder einmal, dass die Klimakrise auch eine soziale Krise ist, denn Superreiche verursachen durch ihren überbordenden Konsum viel mehr CO2 als alle anderen zusammen. Hier muss angesetzt werden: Soziale Gerechtigkeit und Klimagerechtigkeit wird es nur durch konsequente Besteuerung von Superreichen und ihrem Vermögen geben“, sagte Waitz.