Feuerwolke über den USA
NASA/David Peterson/ U.S. Naval Research Laboratory
NASA/David Peterson/ U.S. Naval Research Laboratory
Klimaerwärmung

Atmosphäre wird zunehmend heißer

Die Anreicherung von Treibhausgasen in der Erdatmosphäre wirkt sich auch stark auf den Energiehaushalt im Erdsystem aus. Die Atmosphäre wird zunehmend wärmer – und das viermal so stark wie in den vier Jahrzehnten vor dem Jahr 2000, berichteten Grazer Klimaforscher in einer neuen Studie.

In der Nordhemisphäre, außerhalb der Tropen, hat die Menge an Wärmeenergie in der Atmosphäre seit Beginn des 21. Jahrhunderts sogar sechsmal so stark zugenommen wie zwischen 1960 und 2000. Laut dem Klimaforscher Gottfried Kirchengast vom Grazer Wegener Center für Klima und Globalen Wandel treibt der daraus entstehende Energieüberschuss im Erdsystem Wetter- und Klimaextreme noch stärker voran.

Mit Kollegen und Kolleginnen hat er an einer internationalen Studie teilgenommen, die im Rahmen des „Global Climate Observing System“-Programms der Vereinten Nationen durchgeführt wurde und am Montag im Fachjournal „Earth System Science Data“ erschienen ist.

Ungleichgewicht der Energien

„Eine derart starke Wärmezunahme in so kurzer Zeit ist rein durch natürliche Schwankungen nicht erklärbar“, ist sich Gottfried Kirchengast sicher. Er sieht den Grund dafür in den vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen. Die zunehmende Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre verursache ein Energie-Ungleichgewicht zwischen der auf der Erde eintreffenden Sonnenstrahlung und der Rückstrahlung, die durch den Treibhausgasanstieg vermindert wird.

„Dadurch verbleibt Jahr für Jahr ein riesiger Energieüberschuss von rund 13 Billionen Gigajoule im Erdsystem, mehr als das Zwanzigfache des Weltenergieverbrauchs. Das treibt die globale Erwärmung unausweichlich voran. Nur eine Emissionsreduktion auf null kann diesen Prozess stoppen“, betonte Kirchengast.

Weltmeere sind Hauptenergiespeicher

Die jüngsten Auswertungen liefern eine aktuelle Bestandsaufnahme des Wärmehaushalts der Erde. Sie zeigt, wie stark sich seit den 1960er-Jahren die überschüssigen Energiemengen in den Meeren, den Landmassen und der Lufthülle des Planeten ansammeln. Demnach speichern die Weltmeere rund 89 Prozent dieser Energie, fünf Prozent das Land, vier Prozent treibt das Abschmelzen des Eises voran, und rund zwei Prozent gehen in die Atmosphäre.

„Zwar nimmt die Atmosphäre – vor allem dank der Pufferspeicherung der Meere – nur die kleinste absolute Wärmemenge auf. Relativ betrachtet sind ihre Veränderungen aber am stärksten und am unmittelbarsten für uns spürbar, etwa durch stärkere Wetter- und Klimaextreme“, resümierte Kirchengast. „Die Wärmezunahme in der Lufthülle ist ein fundamentaler Zeiger des Klimawandels“, betonte der Forscher.

Globale „Wärme-Inventur“

Kirchengasts Forschungsgruppe zählt zu den international führenden auf dem Gebiet der Klimabeobachtung in der Atmosphäre und der Analyse des Klimawandels. Von österreichischer Seite gehörten dem Studienteam auch Maximilian Gorfer und Andrea Steiner von der Universität Graz sowie Michael Mayer und Leopold Haimberger von der Universität Wien an.

Die Studienautorinnen und -autoren empfehlen, die „Wärme-Inventur“ der Erde regelmäßig weiterzuführen und in die globale Bestandsaufnahme (Global Stocktake) des Pariser Klimaabkommens aufzunehmen. Diese wird heuer erstmals durchgeführt, um den Fortschritt bei der Verwirklichung der vereinbarten Ziele zu bewerten.