Polarlichter über Finnland am 23.3.2023
AFP – ALEXANDER KUZNETSOV
AFP – ALEXANDER KUZNETSOV
Weltraumwetter

Starker Sonnensturm fegte über die Erde

Der stärkste Sonnensturm seit 2015 ist in der Nacht auf Montag über die Erde gefegt. Auch in Österreich führte das vereinzelt zu Sichtungen von Polarlichtern.

„Wie genau sich ein Sonnensturm auf der Erde auswirkt, hängt stark von seiner magnetischen Struktur ab. In diesem Bereich wird weltweit intensiv geforscht, um Sonnenstürme möglichst früh vorhersagen zu können“, sagte Christian Möstl, Leiter des Weltraumwetterbüros der GeoSphere Austria in Graz.

Die Sonne sendet ständig Strahlung und geladene Teilchen in den Weltraum. Ist dieser Teilchenstrom (Sonnenwind) in einem begrenzten Gebiet der Sonne für kurze Zeit deutlich stärker, wird das Sonneneruption genannt. Treffen Strahlung und Teilchen einer Sonneneruption auf das Magnetfeld der Erde, kann dieser Sonnensturm zum Beispiel Polarlichter verursachen und im Extremfall sogar Störungen in Navigationssystemen und Stromnetzen.

Grafik zu Sonnenstürmen
Geosphere Austria
Geomagnetische Aktivität der vergangenen Tage – plus Vorhersage

Am Freitag ereignete sich eine Sonneneruption, deren Sonnensturm am Abend des Sonntags auf die Erde traf. Ab Montag um 1.00 Uhr war die Erde im Kern des Sonnensturms. „Unsere Mess- und Vorhersagesysteme wiesen bereits am Samstag auf eine sehr wahrscheinliche Struktur des aktuellen Sonnensturms hin, die derzeit auch tatsächlich von Satelliten gemessen wird. Dieser Sturm ist noch ein klein wenig stärker als der Sturm am 24. März dieses Jahres. Diese beiden magnetischen Stürme stellen die stärksten Ereignisse seit Juni 2015 dar“, sagte Möstl.

Intensität lässt nach

Auf Social-Media-Portalen kursieren Fotos von möglichen Polarlichtern in Österreich in der Nacht auf Montag. Von Nordamerika bis in den Süden der USA gab es am Montag sogar sehr ausgeprägte Polarlichter. „Die Intensität des Sonnensturms dürfte im Laufe des Montags abnehmen, daher sollten in der Nacht auf Dienstag in Österreich eher keine Polarlichter mehr zu sein“, prognostizierte Möstl.

Die Sonne befindet sich derzeit in einer Phase ansteigender magnetischer Aktivität, die voraussichtlich im Jahr 2025 ihren Höhepunkt erreichen wird. Die Frequenz von geomagnetischen Stürmen und Nordlichtern wird daher in den nächsten Jahren zunehmen.

Weltraumwetter sehr relevant

„Space Weather“ (Weltraumwetter) wird erst seit ungefähr 30 Jahren intensiver erforscht. Es zeigte sich dabei, dass in den vergangenen 150 Jahren Sonnenstürme aufgetreten sind, die verheerende Auswirkungen auf die heutige technische Infrastruktur hätten. Die Wiederholrate derartiger Super-Sonnenstürme beträgt ungefähr 50 bis 100 Jahre.

Aufgrund der möglichen Auswirkungen von Weltraumwetter auf den Flugverkehr und auf kritische Infrastruktur wie Stromnetze und Satellitennavigation werden die Erforschung von Weltraumwetter sowie die Entwicklung von Vorhersage- und Warnsystemen immer wichtiger. Die GeoSphere Austria arbeitet in mehreren Projekten an der Vorhersage von Weltraumwetter und betreibt mit dem Conrad Observatorium eines der weltweit modernsten geophysikalischen Observatorien, an denen auch Weltraumwetter und Sonnenstürme gemessen werden.