Ausstellung

30 Jahre Tropenstation La Gamba

Die österreichische Tropenstation La Gamba in Costa Ricas feiert heuer ihr 30-jähriges Bestehen. Der von einem der Universität Wien nahen Verein getragene Stützpunkt bietet Forschenden und Studierenden in einem der artenreichsten Regenwälder der Erde ideale Möglichkeiten für ihre Arbeit. Zum Jubiläum wird ab Mittwoch im Botanischen Garten eine Fotoausstellung gezeigt.

30 Stelen mit Fotos und Texten entlang der Hauptallee des Botanischen Gartens geben Einblick in die Natur in der Region um den Golfo Dulce im Südwesten Costa Ricas und die Geschichte der Tropenstation. Gezeigt werden auch Beispiele von Forschungsarbeiten und Projekten der Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen zur Wiederbewaldung und der Verbesserung der sozioökonomischen Situation der ansässigen Bevölkerung.

„Vor 30 Jahren konnte sich niemand vorstellen, dass sich das Projekt so entwickeln würde“, sagte Werner Huber vom Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Universität Wien im Gespräch mit der APA. Huber leitet gemeinsam mit seinem Kollegen Anton Weissenhofer die Tropenstation.

Wissenschaftliches Potenzial

Die beiden Biologen nutzten Anfang der 1990er-Jahre für ihre Diplomarbeit die Möglichkeiten, die ihnen das kurz zuvor vom österreichischen Musiker Michael Schnitzler gestartete Projekt „Regenwald der Österreicher“ eröffnete, und erforschten noch bestehende Flächen mit unberührtem Tieflandregenwald in der Region. Schnitzler hatte damals mit Hilfe österreichischer Spendengelder begonnen, nahe dem Städtchen Golfito Flächen aufzukaufen, um den Esquinas-Regenwald vor illegalen Schlägerungen zu schützen.

Tropenstation La Gamba
APA/ANTON WEISENHOFER
Tropenstation La Gamba

Schnitzler erkannte das wissenschaftliche Potenzial des Naturraums, der mit rund 3.000 Gefäßpflanzenarten zu einem der artenreichsten der Welt zählt. Der Verein „Regenwald der Österreicher“ kaufte 1993 nahe der kleinen Ortschaft La Gamba eine Finca, damals nicht viel mehr als eine Wellblechhütte samt Garten, um den Forschern einen Stützpunkt zu geben. Es war die Geburtsstunde der österreichischen Tropenstation La Gamba.

Forschung explodiert

Wurden anfangs in der Hütte noch Pflanzen mit mitgebrachten Mikroskopen bestimmt, „die nach ein, zwei Jahren kaputt waren, weil sie unter den herrschenden klimatischen Bedingungen völlig verpilzt waren“, so Weissenhofer, gebe es dank Einsatz der Universität Wien mittlerweile ein modernes Labor mit ebensolchen Geräten, wie etwa einem Gaschromatographen. „Und die Forschung ist explodiert“, so Huber, der auf 170 Publikationen in Top-Journalen und 200 Abschlussarbeiten (Master-, Diplom- und PhD-Arbeiten) verweist, die in den vergangenen 30 Jahren an der Tropenstation durchgeführt wurden.

Mehr als 5.700 Nächtigungen verzeichnete die österreichische Tropenstation im vergangenen Jahr: Biologen, Zoologinnen, Ökologen und Wissenschaftlerinnen zahlreicher anderer Fachrichtungen sowie deren Studierende nicht nur aus Österreich, sondern der ganzen Welt, nutzen sie für Forschungsprojekte, Exkursionen und Studienreisen. Mittlerweile gehört die Einrichtung dem Uni Wien-nahen „Verein zur Förderung der Tropenstation La Gamba“ und erhält sich weitgehend selbst durch Nächtigungs- und Nutzungsgebühren. Damit werden auch die Gehälter der derzeit 17 Angestellten der Station bzw. der von ihr initiierten Projekte bezahlt, alles Ticos und Ticas, wie sich die Einwohner Costa Ricas nennen. Dazu kommen noch zwei Auslandsdiener aus Österreich.

Freigekaufter Wald

In der Forschung habe sich im Lauf der Jahre die Thematik geändert, betonen die Biologen: „Vor 30 Jahren sind wir vor vielen Bäumen gestanden und haben gesagt ‚Wau, toll‘, aber nichts darüber gewusst“, so Huber. Deshalb widmete man sich anfangs vor allem der Erforschung des Primärwalds und seiner Artenvielfalt. Mittlerweile gehe man immer mehr ins Detail, untersuche die ökologischen Zusammenhänge, etwa Bestäuber-Pflanzen-Beziehungen, aber auch die Bedeutung der Sekundärwälder und Renaturierungen sowie ihre Rolle etwa im CO2-Haushalt.

Nachdem die 40 Quadratkilometer Wald, die der Verein „Regenwald der Österreicher“ im Laufe der Jahre freigekauft hat, in den Nationalpark „Piedras Blancas“ eingegliedert wurden und der Esquinas-Regenwald als gerettet gilt, verfolgen die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen seit einigen Jahren ein neues Ziel: Im Pufferbereich des Nationalparks werden mit Unterstützung des Vereins Grundstücke erworben und wenn nötig wiederbewaldet. Mit dem „Biologischen Korridor La Gamba – COBIGA“ soll der Nationalpark mit seinem Tieflandregenwald mit einem nahe gelegenen Bergregenwald verbunden werden. „Der Artenreichtum der Region beruht auch auf dieser Verbindung, da gibt es einen Austausch zwischen Tiefland- und Bergregenwald“, so Weissenhofer.

Naturschutz und Sozialprojekte

Die Forschung stehe immer im Mittelpunkt der Station, betonen Weissenhofer und Huber. Aber schon früh wurde begonnen, sich auch dem Naturschutz und sozioökonomischen Projekte mit der ansässigen Bevölkerung zu widmen. „Das war das Erfolgsrezept, dass wir so lange durchhalten konnten. Wir wollten nie hinkommen und sagen, dass wir alles besser können, sondern mit den Einheimischen etwas gemeinsam machen.“ Auch der „Biologische Korridor“, wo im Gegensatz zum Nationalpark auch Menschen leben, mache nur Sinn, wenn die Bevölkerung eingebunden werde.

So wird seit Jahrzehnten Kindern aus der Region der Schulbesuch ermöglicht, es wurde im Ort von La Gamba eine ein Hektar große „Finca Modelo“ aufgebaut, wo professionelles Know-how für die Einheimischen angeboten wird, etwa mit Kursen zu biologischer Landwirtschaft, Bienenzucht, und Möglichkeiten aufgezeigt werden, etwa über Alternativkulturen, alternative Einkommensquellen oder einen ökologischen Betrieb von Ölpalmen-Plantagen. Diese Kooperation mit der Bevölkerung und auch den Behörden in Costa Rica wollen die Wissenschafter und Wissenschaflterinnen weiter intensivieren, auch um die Zukunft des rot-weiß-roten wissenschaftlichen Außenpostens in Zukunft zu garantieren.