Bluthochdruck

Frauen stärker gefährdet als Männer

Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben früher als typische „Männerleiden“ gegolten – doch das ist nicht der Fall. Gerade bei einem der größten Risikofaktoren für Herzinfarkt und Schlaganfall, dem Bluthochdruck, sind Frauen stärker gefährdet.

Diese Warnung gibt es jetzt von der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) aus Anlass des Welt-Hypertonie-Tages am Mittwoch. Herz-Kreislauf-Erkrankungen seien die häufigste Todesursache von Frauen, sagte Angela Maas, ehemalige Direktorin des kardiologischen Frauengesundheitsprogrammes an der Radboud-MedUni in Nijmegen in den Niederlanden. Das Risiko für diese Erkrankungen steige bei Frauen bereits ab einem niedrigeren Blutdruck als bei Männern.

„Meine Botschaft: Frauen sollten ihre Blutdruckwerte kennen, ernst nehmen und ihre Ärzte im Fall von erhöhten Werten dazu bringen, eine Behandlung einzuleiten“, so Maas.

Jede dritte Frau betroffen

Eine von drei Frauen leidet weltweit an Bluthochdruck. „Trotz der Bedeutung der Hypertonie, wird sie bei Frauen oft unterschätzt und im Vergleich zu den Männern bei ihnen oft nur unzureichend behandelt. Eine der Ursachen liegt darin, dass in der Altersgruppe unter 50 Jahren die Männer häufiger an Bluthochdruck leiden. Nach der Menopause der Frauen kehrt sich das aber um. Ab 65 Jahren sind dann Frauen häufiger betroffen“, so Maas.

Es gibt auch eine für Frauen charakteristische Komplikation einer nicht ausreichend behandelten Hypertonie: eine Form der Herzschwäche, die durch einen steif gewordenen Herzmuskel hervorgerufen wird. Zusätzlich steigt insgesamt das Schlaganfallrisiko bei Frauen schon ab geringeren Blutdruckwerten als bei Männern an. Ein erhöhter Blutdruck verdreifacht das Risiko für das Auftreten von chronischer Herzinsuffizienz (Pumpschwäche des Organs) für Frauen. Bei den Männern äußert sich dies „nur“ in einer Verdoppelung der Häufigkeit.

Während derzeit in Europa eine Hypertonie ab systolischen Blutdruckwerten von mehr als 140 mmHg und mehr als 90 mmHg diastolisch (oberer/unterer Wert) definiert ist, sollten Frauen unter 80 Jahren sowie ihre Ärzte bereits ab Werten von 130 mmHg Verdacht schöpfen. Für eine Hypertonie-Diagnose sind mehrere Messungen notwendig. Es gibt seit längerem Expertendiskussionen darüber, ob die geltenden Zielwerte nicht weiter herabgesetzt werden sollten.