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dell – stock.adobe.com
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Anti-Aging

In Höhenluft leben Mäuse länger

In ein paar tausend Meter Höhe ist die Luft deutlich dünner als auf Meereshöhe. Das nutzen etwa Sportler und Sportlerinnen im Höhentraining zur Leistungssteigerung. Eine Studie an Mäusen zeigt nun: Sauerstoffknappheit könnte außerdem das Leben verlängern. Ob sich die Methode auch als Anti-Aging-Mittel für Menschen eignet, muss noch untersucht werden.

Wie zahlreiche Studien zum Fasten zeigen, kann ein Mangel mitunter das Leben verlängern, jedenfalls das von Hefen, Fruchtfliegen, Mäusen und Ratten. Mittlerweile mehren sich die Belege, dass eine Reduktionskost auch für Menschen günstig ist. Laut einer im vergangenen Winter veröffentlichten Studie lässt sich etwa auf diese Weise der menschliche Alterungsprozess ein kleines bisschen bremsen, vorausgesetzt die Nährstoffversorgung passt.

Weniger ist mehr

Dass weniger auch beim Sauerstoff mehr sein könnte, legt nun eine soeben im Fachmagazin „PLOS Biology“ veröffentlichte Arbeit nahe. Das ist überraschend, ist das Element doch für die allermeisten Tiere überlebensnotwendig. Eine chronische Mangelversorgung kann beispielsweise zu Organschäden führen. Ein niedrigerer Sauerstoffgehalt in der Umgebungsluft als üblich hat dennoch auch positive körperliche Effekte. Das nutzen etwa Sportler und Sportlerinnen beim Höhentraining. Durch den abnehmenden Luftdruck sinkt in der Höhe die Verfügbarkeit des lebenswichtigen Elements. Der Körper muss gewissermaßen mehr darum kämpfen, d. h., er muss sich mehr anstrengen. Nach einiger Zeit steigt dadurch die Zahl der roten Blutkörperchen und die Leistung verbessert sich.

Dass ein geringeres Sauerstoffangebot auch das Leben verlängern beziehungsweise die Alterung verlangsamen kann, wisse man aus Studien an Zellkulturen, Hefen, Würmern und Fruchtfliegen, schreiben die Forscherinnen und Forscher um Robert Rogers of Massachusetts General Hospital in Boston. An Säugetieren sei der Effekt bis dato noch nicht untersucht worden, aber Beobachtungen an Nacktmullen lassen vermuten, dass die Tiere ihre extreme Langlebigkeit unter anderem dem chronischen Sauerstoffmangel in den dicht gefüllten Erdhöhlen verdanken könnten.

Längeres Leben

Um das lebensverlängernde Potenzial von Sauerstoffknappheit zu untersuchen, haben Rogers und sein Team Versuche mit Labormäusen durchgeführt, die aufgrund einer Mutation schneller altern als andere Mäuse. Ein Teil der Tiere lebte in einer typischen Umgebungsluft mit einem Sauerstoffgehalt von etwa 21 Prozent. Die anderen Mäuse wurden im Alter von vier Wochen in einen Raum übersiedelt, der nur eine Sättigung von elf Prozent besaß – das entspricht ungefähr der Luft in 5.000 Metern Höhe.

Laut den Forschern und Forscherinnen lebte die zweite Gruppe um die Hälfte länger als die Mäuse in der „normalen“ Luft, ihre Lebensspanne betrug im Schnitt 23,6 im Gegensatz zu nur 15,7 Wochen. Durch die Sauerstoffknappheit hatten sich außerdem alterstypische neurologische Defizite verzögert.

Potenzielles Anti-Aging-Mittel

Indirekte Effekte schließen die Autoren und Autorinnen aus: Die mangelhafte Versorgung habe nicht dazu geführt, dass die Mäuse weniger Appetit hatten oder weniger Nahrung zu sich nahmen. Insgesamt sei unklar, welche molekularbiologischen Prozesse hinter der lebensverlängernden Wirkung stecken.

Ob der Sauerstoffmangel als Anti-Aging-Mittel – etwa in Form von kurzen Therapien – taugt, müsse noch umfassend untersucht werden, betonen Rogers und Co. Denkbar sei es aber, denn epidemiologische Studie zeigen, dass Menschen, die weit oben leben, langsamer altern und ein geringeres Risiko für altersbedingte Krankheiten wie Diabetes und Bluthochdruck haben.