Ernährung, Hülsenfrüchte, Proteine, Erbsen, Linsen, Bohnen
pbd Studio – stock.adobe.com
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Hülsenfrüchte

Krisensichere Proteinlieferanten

Wie angesichts von Klimakrise, Artensterben und Energieknappheit die Eiweißversorgung in Österreich garantiert werden kann, hat das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) ermittelt. Laut der Studie müsste es einen deutlichen Schwenk hin zu Hülsenfrüchten geben, der Rindfleischanteil sollte hingegen verschwinden.

Die Ergebnisse der Studie wurden heute bei einem Medientermin im Rahmen der ORF-Initiative „Mutter Erde“ in Wien präsentiert. Die Forscherinnen und Forscher untersuchten 25 eiweißreiche Lebensmittel auf ihre ökologischen Auswirkungen – etwa hinsichtlich Klimawirkung und der benötigten Ackerflächen – sowie auf die Importabhängigkeit von Betriebsmitteln wie Futtermittel, Pestizide und Dünger.

Laut Studienkoautor Georg Zamecnik vom FiBL wird der Eiweißbedarf im Globalen Norden noch zu 60 Prozent mit tierischen Proteinen gedeckt, die reich an unentbehrlichen Aminosäuren sind, seltener landen pflanzliche Proteine auf dem Teller.

Programmhinweis

„Mutter Erde“-Schwerpunkt 2023: Klima und Ernährung

Nachfrage nach Hülsenfrüchten noch gering

Die Studie berücksichtigte auch die unterschiedlichen Qualitäten der Proteine. Ebenso wurde konventionelle Produktion dem biologischen Anbau gegenübergestellt, hier schnitt letztgenannte Methode bei der Importabhängigkeit schlechter ab. Eindeutige Gewinner waren am Ende Soja und biologische Milchprodukte, sie kamen bei der kombinierten Bewertung am besten davon. Ganz am Ende landete Rindfleisch, sowohl biologisch als auch konventionell produziert.

Erstaunlicherweise schnitt jedoch das Biohuhn schlechter ab als das konventionelle Käfighuhn. „Das ist ein Ausreißer aufgrund der gewählten Indikatoren“, lautete die Antwort von Zamecnik auf eine entsprechende Frage. Die Studie nahm nämlich keine Rücksicht auf das Tierwohl an sich. Untersucht wurde die landwirtschaftliche Urproduktion bis kurz vor dem Handel – auch der Energieverbrauch für die Lagerung beim Supermarkt und die Bewertung von etwaigem Verpackungsmaterial wurden nicht bewertet.

Noch mangelt es an einem wichtigen Faktor, nämlich der Nachfrage vonseiten der Konsumentinnen und Konsumenten, denn laut Statistik Austria ist der Bedarf an Hülsenfrüchten noch gering, tierische Produkte werden weiterhin mehr nachgefragt. Bei der Selbstversorgung könnten die österreichischen Produzentinnen und Produzenten ein größeres Verlangen auch nicht befriedigen, „die Eigenproduktion würde nur für zwei Tage ausreichen“, so Zamecnik.

Zahlreiche Krisen

„Momentan kann man nicht sagen, dass Hülsenfrüchte ausreichend vorhanden sind“, lautete daher das Resümee. Für Sebastian Theissing-Matei von Greenpeace Österreich ist das ein Handlungsauftrag an die Regierung: Das Lebensmittelsystem müsse verändert werden und die Politik müsse dafür sorgen, dass mehr Erbsen und Linsen statt Fleisch in die Regale und auf die Teller kommen.

Laut Theissing-Matei ist die Situation eine ernste, denn Klimakrise, Artensterben, Krieg und hohe Lebensmittelpreise gebe es gegenwärtig bereits, und in den kommenden Jahrzehnten werde der Druck durch Dürre und Extremwetter, wie zuletzt im Norden Italiens, auch den Druck auf die Lebensmittelversorgung erhöhen.