Als Goldenes Zeitalter Dänemarks wird die Epoche hoher kultureller Blüte von 1800 bis 1850 bezeichnet. Zur gleichen Zeit wurde in Dänemark, ebenso wie in anderen Ländern Europas, auch in großen Mengen Bier hergestellt – in Brauereien, in Klostern und von Frauen im Haushalt. Nicht zuletzt die Cholera-Epidemien dieser Zeit führten dazu, dass Bier in den Städten häufig das verschmutzte Wasser ersetzte. Nebenprodukte des Brauens, wie Hefe- und Getreideabfälle, gab es also zuhauf.
Historische Dokumente deuteten bereits an, dass diese Brauabfälle in der Malerei verwendet wurden. Um dies zu überprüfen, untersuchte das Forschungsteam um die Chemikerin Fabiana Di Gianvincenzo von der Universität Kopenhagen zehn Gemälde zweier berühmter dänischer Maler des 19. Jahrhunderts: Christoffer Wilhelm Eckersberg – auch „Vater der dänischen Malerei“ genannt – und seinem Schüler Christen Schiellerup Købke.

Winzige Farbflecken untersucht
Um die Schäden an den Originalgemälden so gering wie möglich zu halten, verwendete das Forschungsteam Proben, die bei Restaurierungsarbeiten an den Gemälden in den 1960er Jahren gewonnen worden waren. Um die chemische Zusammensetzung zu analysieren, untersuchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler winzige Farbflecken, die nur den Durchmesser einer Bleistiftspitze hatten. Durch Massenspektrometrie – ein Verfahren zum Messen der Masse von Molekülen – konnten sie die in den Farbflecken vorhandenen Proteine identifizieren.

Das Ergebnis: In der Grundierung von sieben der zehn Gemälde fanden sich tatsächlich hohe Konzentrationen von Proteinen aus Hefe und verschiedenen Getreidesorten, darunter Gerste, Buchweizen, Weizen und Roggen. Alle diese Proteine stehen mit Nebenprodukten des Bierbrauens in Verbindung, so die Studienautorinnen und -autoren. Die Aufzeichnungen aus den historischen Dokumenten wurden also bestätigt.
An Akademie der Schönen Künste verkauft
Die Autorinnen und Autoren der Studie nehmen an, dass Brauereien damals die Nebenprodukte der Bierherstellung an Institutionen wie die Königlich Dänische Akademie der Schönen Künste – die heutige Königlich Dänischen Kunstakademie – verkauften. Dort wurden die im Übermaß vorhandenen Hefe- und Getreidereste von den Malern zu einem Bindemittel umfunktioniert, das die Haftung der Pigmente auf den Leinwänden verbessern sollte.

Die Methode, mit der die Forscherinnen und Forscher Proteine in den Gemälden identifizierten, könnte zukünftig auch bei Entscheidungen helfen, wie Kunstwerke optimal ausgestellt und konserviert werden, schreiben die Autorinnen und Autoren in der Studie, die im Fachjournal „Science Advances“ veröffentlicht wurde. Zudem könnte die Technik genutzt werden, um Originale von Fälschungen zu unterscheiden.