Milchkühe auf der blühenden Wiese
APA/BARBARA GINDL
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So werden Kühe klimafreundlicher

Beim Verdauen produzieren Kühe Methan. Mit verschiedenen Ansätzen wird versucht, den Ausstoß dieses besonders klimaschädlichen Treibhausgases möglichst gering zu halten: von Futterzusätzen wie Zitronengras und Rotalgen bis zur Züchtung von methanarmen Rindern. Ein Patentrezept gibt es aber noch nicht.

Mit komplexen mathematischen Modellen versuchen Forscherinnen und Forscher abzuschätzen, welche Kühe genetisch bedingt weniger Methan emittieren und bei welchen Tieren die Gründe für einen geringeren Methanausstoß eher umweltbedingt sind. Denn neben der Genetik spielt zum Beispiel die Fütterung eine zentrale Rolle bei der Methanemission.

In einem aktuellen Forschungsprojekt versucht Werner Zollitsch von der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien mit Hilfe von Genetikerinnen und Futtermittelexperten, besonders methanarme Tiere zu züchten. Erste Ergebnisse wird es erst in einigen Jahren geben.

Zollitsch hofft, dass die Rinder nach der Züchtung etwa zehn Prozent weniger Methan produzieren könnten. Eigentlich sei die Milchproduktion bereits klimafreundlicher geworden: In Österreich gebe es heute rund 40 Prozent weniger Milchkühe als noch vor 30 Jahren. Die Milchproduktion sei aber gleichgeblieben, sogar etwas gestiegen. Die Kühe geben heute mehr Milch als früher, aber sie haben ihre Nahrungsaufnahme nicht verdoppelt. „Dadurch wurde ein knappes Drittel der Treibhausgase aus der Milchkuhpopulation eingespart.“

Rotalgen und Zitronengras

Ein anderer Weg, das Methan bei Rindern zu reduzieren, sind Futtermittelzusätze, zum Beispiel Rotalgen. Zollitsch schätzt, dass damit etwa 20 Prozent Methangas eingespart werden könnten. Allerdings sind Rotalgen möglicherweise krebserregend. Die in Rotalgen wirksame Substanz Bromoform gilt jedenfalls als verdächtig, Krebs auslösen zu können.

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AP

Auch mit Zitronengras wird geforscht, hier wirkt die Stoffgruppe der Tannine. Diese können das Methan um zwischen zwei und 15 Prozent reduzieren, schätzt Zollitsch. Doch der Pansen – einer der drei Vormägen von Kühen – gewöhne sich an Tannine, und der Effekt nehme mit der Zeit ab: „Zitronengras wäre nicht meine erste Wahl, wenn es um Futtermittelzusatzstoffe geht.“

Weiter Weg vom Labor auf die Wiese

In der EU zugelassen ist der synthetische Futtermittelzusatz 3-Nitrooxypropanol, der die Methanbildung blockiert. Doch Zollitsch schränkt auch hier ein: „Die Wirkung wurde in wissenschaftlichen Versuchen getestet. In der Praxis ist eines klar: Dafür brauche ich Fütterungssystemem bei denen – überspitzt formuliert – jeder Bissen des aufgenommenen Futters diese Substanz enthält.“

Nach spätestens sechs Stunden verpuffe die Wirkung nämlich wieder – wenn die Kühe den ganzen Tag auf der Weide grasen, ist der Effekt schnell dahin. Die tierfreundliche Weidehaltung sticht sich also momentan mit der klimafreundlichen Fütterung.

Methan erhitzt die Welt stärker als CO2

Betrachtet man den gesamten Treibhausgasausstoß in Österreich, so haben Rinder nur einen fünfprozentigen Anteil daran. Methan wird nicht nur in der Landwirtschaft emittiert, sondern unter anderem auch in der Öl- und Gasindustrie und bei mikrobiologischen Gärungsprozessen auf Deponien. Es ist nach Kohlendioxid die größte Gefahr für das Klima.

Methan erhitzt die Welt über eine Zeitspanne von 20 Jahren um über 80-mal stärker als Kohlendioxid. Laut Umweltbundesamt erreichten die auf dem Sonnblick gemessenen Konzentrationen von Kohlendioxid und Methan im April 2023 den höchsten Wert seit Messbeginn. Kohlendioxid und Methan sind die stärksten Antreiber des menschengemachten Klimawandels.