Das geht aus einer am Dienstag im Fachjournal „Proceedings of the National Academy of Sciences“ veröffentlichten Studie hervor.
Die Analyse von 27 Schuppen, die 2012 und 2013 in Hongkong beschlagnahmt wurden, deutete schon vor Jahren auf eine neue Abstammungslinie hin. Es stand jedoch nicht genug Genmaterial zu Verfügung, um endgültige Schlussfolgerungen zu ziehen. Nun untersuchten die Forscher Schuppen aus zwei Beschlagnahmungen in der chinesischen Provinz Yunnan in den Jahren 2015 und 2019 und verglichen die Daten mit dem Genom der bisher bekannten Arten.
Sie entdeckten eine Abstammungslinie, die „sich von allen acht derzeit bekannten Schuppentierarten unterscheidet“, wie es in der Studie heißt. Die Forscher vermuten, dass die neue Art zur Gattung Manis gehört, dem asiatischen Zweig der Schuppentierfamilie. Sie gaben ihr daher den vorläufigen wissenschaftlichen Namen Manis mysteria.
Möglicherweise übersehen
Wie alle anderen Schuppentierarten ist auch die neue Art nach Einschätzung des Forschungsteams stark gefährdet: Sie fanden demnach genetische Merkmale „einer schrumpfenden Population“, etwa eine relativ geringe genetische Vielfalt und ein hohes Maß an Inzucht.
Der genaue Lebensraum von Manis mysteria bleibt den Forschern zufolge aber vorerst ein Mysterium: Schuppentierschuppen, die in Hongkong und Yunnan beschlagnahmt werden, stammen meist aus Südostasien. Da sich die neue Art optisch kaum von ihren asiatischen Verwandten unterscheidet, wurde sie in freier Wildbahn möglicherweise übersehen. Sie könnte aber auch deshalb unbemerkt geblieben sein, weil sie in einer wenig erforschten Region lebt oder weil Schuppentiere generell scheu und nur schwer zu finden sind.
Schutzmaßnahmen gefordert
Das Forschungsteam fordert nun „dringend“ weitere Studien und wirksame Schutzmaßnahmen „für diese mysteriöse Art“. Tierschützerinnen und Tierschützern zufolge ist das Schuppentier das am häufigsten illegal gehandelte Säugetier der Welt. Die traditionelle chinesische Medizin schreibt den Schuppen eine heilende Wirkung zu, obwohl sie wie menschliche Fingernägel ausschließlich aus Keratin bestehen. In China und anderen asiatischen Ländern gilt das Fleisch des Schuppentiers zudem als Delikatesse.
Bei Gefahr rollt sich das insektenfressende und nachtaktive Schuppentier zu einer Kugel zusammen. Wilderer können die scheuen Tiere dann einfach aufheben. Nach Angaben von Tierschützern wurden in den zehn Jahren bis 2014 mehr als eine Million Schuppentiere von Wilderern getötet. Seit 2016 stehen Schuppentiere international unter Schutz.