Thermometer in der Sonne
APA/GEORG HOCHMUTH
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Atemwegserkrankungen

Sterberisiko im Winter niedriger

Die durch die Erderwärmung steigenden Temperaturen können auch für die Gesundheit drastische Folgen haben. Wie eine spanische Studie nun zeigt, müssen im Winter zwar insgesamt mehr Personen mit Atemwegserkrankungen stationär behandelt werden, ihr Sterberisiko ist im Sommer aber höher als in der kalten Jahreszeit.

Kälte, Hitze und Temperaturschwankungen belasten den menschlichen Körper. In gemäßigten Klimazonen ist allerdings der Winter bis dato das größere Problem, wenn es um Erkrankungen der Atemwege geht. Erkältungen, Bronchitis und Lungenentzündungen häufen sich in der kalten Jahreszeit. Auch für chronischen Erkrankungen wie Asthma sind eisige Temperaturen nicht günstig.

Wenn die Winter durch die Erderwärmung immer milder werden, könnte das für die Gesundheit also auch eine gute Nachricht sein. Gleichzeitig steigen aber durch extrem hohe Temperaturen die Belastungen im Sommer. Diese gegenläufigen Trends könnten langfristig dazu führen, dass die Saisonalität von Atemwegserkrankungen neu definiert werden muss, schreiben die Forscherinnen und Forscher vom Barcelona Institute for Global Health. Wie diese Neudefinition aussehen könnte, zeigt ihre soeben im Fachmagazin „The Lancet Regional Health – Europe“ erschienenen Studie.

Unmittelbare Auswirkungen

Anhand von Zahlen aus den Regionen Madrid und Barcelona hat das Team die saisonalen Schwankungen bei Krankenhausaufenthalten durch Atemwegserkrankungen analysiert. Erfasst wurden Daten von insgesamt mehr als 1,7 Millionen Notfallsaufnahmen in den Jahren 2006 bis 2019, mehr als 103.000 davon endeten tödlich. Für die statistische Auswertung wurden außerdem Wetterdaten (Temperatur, Luftfeuchtigkeit) und die Luftverschmutzung durch Feinstaub, Ozon und Stickoxid herangezogen.

Die meisten stationären Aufenthalte gab es wie erwartet im Winter, mit einem Höhepunkt im Jänner, die wenigsten im August. Aber in beiden Regionen war die relative Sterblichkeit im Sommer höher als im Winter, mit einem Maximum im August und einem Minimum im November.

16 beziehungsweise 22,1 Prozent der Todesfälle bei Atemwegserkrankungen in Madrid respektive Barcelona waren eine Folge der hohen sommerlichen Temperaturen, so die Forscher und Forscherinnen. Die Auswirkungen der Hitze zeigten sich unmittelbar, innerhalb von drei Tagen. Betroffen waren etwa Menschen mit Bronchitis, Lungenentzündung und Lungenversagen. Interessanterweise hatten weder Luftfeuchtigkeit noch -verschmutzung einen statistisch signifikanten Einfluss.

Gesundheitssystem anpassen

Laut der Studie waren Frauen von den Folgen der Hitze stärker betroffen. Das liege vermutlich an den körperlichen Unterschieden bei der Thermoregulation. Frauen fangen erst bei höheren Temperaturen zu schwitzen an und schwitzen generell weniger. Die Kühlung funktioniere also weniger effizient.

Wie das Forschungsteam abschließend betont, sind angesichts der Erderwärmung wohl auch im Gesundheitssystem Anpassungen notwendig. Ein Grund für die geringere Sterblichkeit im Winter könnte nämlich auch sein, dass die Krankenhäuser bei Kälte besser auf die Krankheitswellen vorbereitet sind. Mit den weiterhin steigenden Temperaturen sollte auch das Bewusstsein für ein Risiko im Sommer wachsen, damit rechtzeitig vorbeugende Maßnahmen getroffen werden.