Illustration von drei Krebszellen
©peterschreiber.media – stock.adobe.com
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Laborerfolg

Universalwaffe gegen Krebs

Operation, Chemo- und Strahlentherapie sind nach wie vor die wichtigsten Behandlungen von Krebs. Von einer neuartigen Immuntherapie berichten nun walisische Forscher: Im Labor wirkt sie gegen eine Reihe von Krebsarten.

Gleichgültig ob Brust, Lunge, Haut, Darm, Eierstock oder Prostata: Mit der neuen Therapie könnten alle häufigen Krebsarten des Menschen bekämpft werden. Diese Aussicht gibt ein Team um Andrew Sewell von der Universität Cardiff in einer Studie, die soeben in der Fachzeitschrift „Nature Immunology“ veröffentlicht wurde.

Bis dahin ist es freilich noch ein weiter Weg, denn bisher wurde die Behandlung noch nicht an Patienten oder Patientinnen ausprobiert. In Zellkulturen und bei Mäusen hat sie aber funktioniert, berichten die Forscher und Forscherinnen. Sie haben im Blut Immunzellen entdeckt, die Krebszellen finden und bekämpfen, gesunde Zellen aber in Ruhe lassen.

T-Zellen-Rezeptor erkennt Krebszellen

Wie der Mechanismus genau funktioniert, wissen die Forscher noch nicht. Die T-Zellen im Blut haben aber einen Rezeptor, der von Krebs befallene Zellen erkennt. Der Rezeptor interagiert mit dem Molekül MR1, das sowohl eine Infektion als auch Krebs signalisieren kann. „Wir sind die ersten, die eine T-Zelle beschreiben, die MR1 in Krebszellen findet“, sagt der Studien-Mitautor Garry Dolton gegenüber der BBC. „Das wurde vorher noch nicht gemacht, das ist eine Premiere.“

Ö1-Sendungshinweis

Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell: 21.1., 13:55 Uhr.

T-Zellen-Therapien gibt es bisher nur für wenige Krebsarten. Das bekannteste Beispiel heißt „CAR-T“ und wird seit einigen Jahren gegen bestimmte Formen von Leukämie angewendet. Dabei werden T-Zellen aus dem Blut von Krebspatienten oder -patientinnen gentechnisch so verändert, dass sie Rezeptoren entwickeln, die Krebszellen erkennen. Die Zellen werden im Labor vermehrt und dann den Patienten und Patientinnen wieder zugeführt.

YouTube-Video der Forscher:

Erste Tests mit Patienten noch heuer

Die Methode funktioniert bisher nur bei sehr wenigen Krebsarten, muss auf jeden Patienten und jede Patientin maßgeschneidert werden und ist auch sehr teuer. Die nun untersuchten T-Zellen könnten das ändern und zu einer „Universalwaffe“ gegen verschiedene Krebsarten werden. „Momentan ist das noch reine Grundlagenforschung“, dämpft der an der Studie nicht beteiligte Immunologe Daniel Davis von der University of Manchester die Erwartungen. „Auf lange Sicht könnten diese Art von Immunzellen aber die Grundlage für neue Immuntherapien sein.“

Im nächsten Schritt wollen die Forscher und Forscherinnen nun untersuchen, wie MR1 auf molekularer Ebene Krebs signalisiert und wie die T-Zellen-Rezeptoren dieses Signal erkennen. Nach Sicherheitschecks sollen frühestens Ende des Jahres die ersten Versuche mit Menschen starten. „Es liegen jede Menge Hürden vor uns“, sagt Andrew Sewell in einer Aussendung der der Universität Cardiff. „Wenn die Tests aber erfolgreich ablaufen, hoffe ich, dass die Behandlung in einigen Jahren in der Praxis eingesetzt werden kann.“