Kommunikation

Babysprache hilft beim Sprechenlernen

Die Stimme wird hoch, die Worte langsam gesprochen und die Vokale übermäßig betont so reden Eltern typischerweise mit ihren Babys. Für Außenstehende klingt die „Babysprache“ eher seltsam. Eine Studie zeigt: Babys hilft sie beim Sprechenlernen.

Gemeint ist mit „Babysprache“ nicht „Gutzigutzigu“ und andere bedeutungslose Laute, sondern ganze, grammatikalisch korrekte Sätze, die Eltern ihrem Nachwuchs beim Wickeln, Füttern oder Spaziergehen zuwerfen – in der Hoffnung damit irgendeine positive Reaktion auszulösen: ein Lächeln, ein erwiderndes Brabbeln oder sogar ein Wort. Wie das die Sprachentwicklung beeinflusst, haben Forscherinnen der Universität Washington nun experimentell untersucht.

Die Studie

Parent coaching increases conversational turns andadvances infant language development, Proceedings of the National Academy of Sciences (3.2.2020).

Coaching für Babysprache

Ein Jahr lang hat das Forschungsteam 71 Jungfamilien mit Babys im Alter von sechs Monaten begleitet. Alle vier Monate nahmen die Eltern die Interaktionen mit ihren Babys ein Wochenende lang mit einem Rekorder auf. Danach bekamen die meisten Paare Feedback von den Forschern: Sie lernten, wo und wie sie besser mit ihrem Nachwuchs kommunizieren können und wie sie damit die Sprachentwicklung fördern. Sie erhielten also „Unterricht“ in „Babysprache“. Beispielsweise sollten sie darauf achten, das Baby direkt, langsam und klar anzusprechen und im Tonfall durchaus zu übertreiben.

Tatsächlich sprachen die gecoachten Eltern im Ergebnis öfter und motivierender mit ihren Babys als die Eltern der Kontrollgruppe, die kein Feedback auf ihre Aufnahmen bekamen. Der Unterschied machte sich auch in der Sprachentwicklung bemerkbar. Mit 18 Monaten sagten Kinder gecoachter Eltern fast doppelt so häufig ganze Worte wie Banane oder Milch und hatten bereits einen Wortschatz von rund 100 Wörtern. Die Kinder der Kontrollgruppe nutzten durchschnittlich 60 Worte aktiv. Das kann sich auch in den folgenden Jahren noch auswirken, so das Ergebnis bisheriger Untersuchungen. Demnach haben Kinder auch später noch Vorteile bei der Sprachentwicklung, je früher sie mit ihrer Umwelt zu interagieren beginnen und ein Sprachgefühl entwickeln.

Glücklich klingen, bessere Sprachentwicklung?

„Wir wissen schon länger, dass sich Babysprache positiv auf die Sprachentwicklung auswirkt. Wir wussten bis jetzt aber nicht warum“, so die Linguistin und Studienautorin Patricia Kuhl. Ihre Theorie lautet nun: Babysprache erleichtert Babys das Sprachelernen nicht nur, weil die Struktur einfacher und die Laute übertrieben artikuliert sind. Ausschlaggebend scheint vielmehr die positive Emotion zu sein, die mit der Babysprache transportiert wird. „Durch die Kombination aus langsamem Tempo, hellklingender Tonlage und starker Mimik klingen die Eltern ‚glücklich‘. Das zieht die Aufmerksamkeit der Babys auf sich. Dadurch kann das Gehirn besser und mehr Sprache aufnehmen“, heißt es in der Studie.