ÖH und uniko bezweifeln „billigere FH“

Unis und Fachhochschulen (FH) sollen ihr Studienangebot abgleichen, mehr Studenten an den FH studieren: Das will Wissenschaftsminister Reinhard Mittenlehner (ÖVP). Hintergrund ist nicht zuletzt die Behauptung, dass FH billiger seien – woran ÖH und Universitätenkonferenz nun zweifeln.

„Diese Zahlen würde ich gerne genau ansehen“, so ÖH-Chef Philip Flacke in einem APA-Doppelinterview mit uniko-Präsidentin Sonja Hammerschmid.

Auch Ländermittel sollen berücksichtigt werden

„Natürlich macht es für den Bund Sinn, Studien an FH abzuschieben“, betonte Flacke. „Die FH-Finanzierung liegt nicht allein beim Bund, es sind viele Ländermittel dabei.“ Wenn man nur die Bundesmittel über die Normkostenfinanzierung betrachte, stimme die Rechnung über die billigeren FH wohl. „Wenn man die Gesamtfinanzierung betrachtet, wäre ich da nicht so sicher.“

Hammerschmid hat auch bereits an das Wissenschaftsministerium geschrieben, um diese Daten einzufordern. „Ich fürchte nur, dass auch dort die vollständigen Zahlen nicht verfügbar sind.“ Die Problematik gehe aber weit über die Finanzierungsfrage hinaus. „Es fehlen etwa auch Informationen, wie viele Bewerber es für die Studienplätze gibt. Wir wissen ja auch, dass nicht alle FH ihre Studienplätze vollständig füllen.“

Hochschulstrategie vonnöten

Die uniko-Präsidentin stört auch, dass man derzeit eine Detailfrage wie den Fächerabgleich zwischen den einzelnen Hochschulen herausgreife, ohne zuvor eine Strategie für den gesamten Hochschulraum zu erarbeiten. Darüber hinaus müsse es vorgeschaltet auch das Commitment des Ministeriums zu einer kapazitätsorientierten Studienplatzfinanzierung verbunden mit Aufnahmeregelungen geben.

Abgesehen von den von der ÖH abgelehnten Aufnahmeregelungen sieht auch Flacke dasselbe Problem: „Die Diskussion ist derzeit nicht zu 100 Prozent ergebnisoffen. Im Hintergrund schwingt mit: Es soll eine Verlagerung von Unis an FH im Umfang X geben. Das ist für mich keine Diskussion. Die Frage muss doch sein: Wie kann der Hochschulstandort künftig aufgestellt sein - und nicht: Wie kann ich möglichst effizient Leute von A nach B schieben.“

Kritik an Einfluss der Wirtschaft

Die Abgrenzung zwischen Unis und FH zog Hammerschmid bei der Art der Ausbildung: „Wir Unis bilden forschungsbasiert für die Zukunft aus, denn unsere Absolventinnen und Absolventen müssen den Herausforderungen von morgen gewachsen sein.“ Die FH dagegen hätten die Aufgabe, sehr praktisch orientiert für die aktuellen Bedürfnisse der Wirtschaft auszubilden.

„In vielen Fächern kann man Themen finden, die an FH besser aufgehoben sind und andere Themen an den Unis“, meinte Hammerschmid. „Alles, wo man auf Basis von grundlagen- bzw. angewandter Forschung agiert sowie eine breite und interdisziplinäre Bildung im Auge hat, hat an der Universität zu bleiben. Alles andere, wo klar die Industrie die Fragestellung formuliert, passt zum Profil der FH.“

Flacke ortete derzeit eine negative Entwicklung in beiden Hochschultypen: „Ich habe den Eindruck, dass aufgrund der Forderungen aus der Wirtschaft, welche dann schlussendlich leider zu solchen der Politik werden, eine Entwicklung eintritt, die ich schade finde: Unis entwickeln sich zu eher schlechten FH und FH zu eher schlechten Unis. Das liegt daran, dass beide aus ihren Kernkompetenzen herausgehen und bestimmte Gruppen bedienen wollen, um auch bei diesen etwas zu erreichen. Ich halte das für einen Grundfehler.“

„Doktorat soll bei Unis bleiben“

Eindeutig ist für Sonja Hammerschmid die Lage bei der Doktoratsausbildung: „Das Doktorat ist klar an den Universitäten zu sehen“, betonte die uniko-Präsidentin. „Man muss aber natürlich schauen, dass es vernünftige Kooperationsmöglichkeiten gibt, um den wenigen FH-Studenten, die ein Doktorat anstreben und eine solide wissenschaftliche Ausbildung haben, ein solches zu ermöglichen.“

In Bayern habe man etwa Anfang des Jahres ein Programm geschaffen, wo klare Spielregeln dafür definiert worden seien, so Hammerschmid. Für Philip Flacke scheitert diese Durchlässigkeit derzeit aber noch oft an den unterschiedlichen Zugängen von Unis und FH und einer beidseitigen Vorurteilshaltung.

„Wenn man da nachbessert, kann das Doktorat wunderbar an den Universitäten bleiben - vor allem wenn wir über Kooperationen nachdenken, es gibt ja durchaus auch forschungsstarke FH.“

science.ORF.at/APA

Mehr zu dem Thema: