Rehabilitation für die Hormonersatztherapie

Jahrelang hat die Hormonersatztherapie als Universallösung für alle Frauen mit Wechselbeschwerden gegolten. Dann hieß es, Hormone führten zu einem erhöhten Brustkrebs-, Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko. Nun folgt die Rehabilitation - allerdings mit klaren Richtlinien.

„Nachdem auch der Eierstock Hormone produziert, kann es ja nicht sein, dass Hormone per se für den Körper schlecht sind“, sagt Hans-Christian Egarter von der Wiener Universitätsklinik für Frauenheilkunde.

Nur habe man vor 20 Jahren synthetische Hormone eingesetzt, jetzt verwende man sogenannte bioidente Hormone, die vom Körper nicht als fremd wahrgenommen werden, hergestellt aus Pflanzen, wie etwa der Yamswurzel.

Studienteilnehmerinnen zu alt

Außerdem könne man nun erklären, warum Frauen, die an der WHI-Studie teilgenommen haben, ein erhöhtes Herzinfarkt-Risiko hatten: Laut Hans-Christian Egarter ist es eine Altersfrage. Die Studienteilnehmerinnen waren im Schnitt 63,4 Jahre, das sei zu spät, man müsse mit der Östrogengabe früher beginnen, noch bevor sich Gefäßverkalkungen bilden können.

Ö1 Sendungshinweis:

Über die Hormonersatztherapie berichtet auch „Wissen Aktuell“ am 28. April 2016.

„Das war ein Kollektiv an Frauen, die viel zu spät behandelt wurden. Heute beginnt man sofort mit der Therapie, wenn klimakterische Beschwerden wie Schweißausbruch und Hitzewallungen auftreten. Denn damit kann man auch die Verkalkung der Gefäße verzögern“, so Egarter. Denn gibt man Östrogen erst dann, wenn die Verkalkungen vorhanden sind könne das Hormon die Plaques auflösen so zu einem Schlaganfall führen oder Herzinfarkt führen.

Und auch das Brustkrebs-Risiko hält sich laut Mediziner Egarter in Grenzen: „Es gibt z.B. die finnische Kohortenstudie mit mehr als 220.000 Frauen, die elf Jahre lang beobachtet wurden und bei denen sich keinerlei erhöhtes Brustkrebsrisiko durch die Behandlung mit diesen natürlichen Hormonkombinationen gezeigt hat.“

Gezielte Hilfe

Schlussfolgerung des Hormonspezialisten: Eine Hormonersatz-Therapie gezielt und über einen kurzen Zeitraum eingesetzt, kann Frauen, die unter Wechselbeschwerden leiden, gut helfen.

Aber: Frauen die keine Beschwerden haben, brauchen keine Therapie. Und Frauen, die einen hormonbedingten Brustkrebs hatten, sollten zur Sicherheit auf die Gabe von Hormonen verzichten.

Gudrun Stindl, Ö1 Wissenschaft

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