Klimawandel macht neue Gelsenarten heimisch

46 Arten von Gelsen sind in Österreich bekannt, vier von ihnen stammen ursprünglich aus anderen Regionen. Durch Klimawandel und Globalisierung werden in Zukunft noch mehr neue Arten wandern – und mit ihnen auch Krankheitserreger.

Hans-Peter Führer vom Institut für Parasitologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien und sein Team haben im Rahmen eines vom Wissenschaftsfonds FWF geförderten Projekts an 40 Standorten in Ostösterreich von März bis Oktober der vergangenen zwei Jahre Gelsen gesammelt und ihre Art morphologisch und teilweise auch genetisch bestimmt.

Zudem wurden die Insekten auf Krankheitserreger überprüft, beispielsweise Fadenwürmer (Filarien), Vogel-Malaria oder Flaviviren wie West-Nil-Virus oder Zika. Die Analysen würden derzeit noch laufen, relativ häufig habe man bisher Vogelmalaria-Erreger und Filarien gefunden, erklärte Führer in einer Aussendung des FWF.

Bisher nur eine invasive Art etabliert

„‚Anopheles hyrcanus‘ ist in Ostösterreich die einzige invasive Stechmückenart. Das bedeutet: die Art ist etabliert, steht in Konkurrenz zu einheimischen Arten und dürfte diese verdrängen“, sagte Führer im Gespräch mit der APA. Es gibt noch weitere Anopheles-Arten in Österreich, in Wien sei „Hyrcanus“ aber mittlerweile der häufigste Vertreter dieser Gattung, sagte Führer. Weltweit gibt es rund 420 verschiedene Anopheles-Arten, rund 40 davon, darunter auch „Hyrcanus“, können in tropischen Gebieten die Malaria übertragen.

Bei den weiteren drei in Österreich bereits nachgewiesenen nicht heimischen, aber noch nicht als etabliert erwiesenen Arten handelt es sich um „Culiseta longiareolata“, die Asiatische Buschmücke („Ochlerotatus japonicus japonicus“) sowie die Asiatische Tigermücke („Aedes albopictus“). Während „Anopheles hyrcanus“ in Österreich schon etabliert ist, sei „Culiseta longiareolata“ (für beide gibt es keinen deutschen Namen) noch relativ selten, sagte Führer. Beides seien aber mediterrane Arten und könnten so am ehesten vom Klimawandel profitieren.

Mückenfalle der Forscher

Carina Zittra

Eine der verwendeten Gelsenfallen

Warnung vor Asiatischer Tigermücke

Mit Importen wurde die Asiatische Buschmücke nach Österreich eingeschleppt. Aus ähnlichen Klimabedingungen kommend, z.B. Japan, kann sie sich nach Angaben des Experten in Österreich leichter etablieren als die aus Südostasien stammende Asiatische Tigermücke, die dabei noch Probleme habe.

Wie gut sich die Asiatische Buschmücke tatsächlich bereits angesiedelt hat, müsste man noch näher untersuchen, meinte Führer. „Nur weil man sie in zwei aufeinanderfolgenden Jahren in geringer Anzahl gefunden hat, heißt das noch nicht, dass dies wirklich stabile Populationen sind“, so Führer.

Nur in Einzelfällen findet man laut Führer die Asiatische Tigermücke, „in unserer Studie haben wir keine einzige davon nachgewiesen“. In Südtirol gebe es aber bereits stabile Populationen der Tigermücke, auch in Frankreich und anderen Ländern habe sie sich etabliert.

Das wird durchaus mit Sorge verfolgt, ist diese Art doch ein Überträger von Dengue- und Chikungunya-Fieber. Solange die Tigermücke in Österreich aber keine stabile Population habe, sei Dengue oder Chikungunya genauso wie Zika „kein Thema“.

Vor Kurzem Hybridgelse nachgewiesen

Führer erwartet aber „eine Ausbreitung der Asiatischen Buschmücke und der Asiatischen Tigermücke in den nächsten Jahren in Ostösterreich“. Den dringlichsten Handlungsbedarf sieht er aber vorerst darin, „überhaupt zu erfassen, welche Stechmücken in Österreich heimisch sind und sich nicht nur auf potenziell invasive Arten zu konzentrieren“.

Im Zuge des Forschungsprojekts haben die Wissenschaftler kürzlich auch eine Kreuzung zweier nordeuropäischer Hausgelsenformen erstmals in Österreich nachgewiesen. Weil dieser Hybrid im Gegensatz zu den beiden Formen, aus denen er entstanden ist, sowohl Blut von Vögeln als auch vom Menschen saugt, könnte er auch Krankheitserreger vom Vogel auf den Menschen übertragen.

science.ORF.at/APA

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