Dromedar vor 3.000 bis 4.000 Jahren domestiziert

Einhöckrige Kamele wurden vor 3.000 bis 4.000 Jahren im Südosten der arabischen Halbinsel domestiziert. Das zeigen genetische Analysen von historischen Knochen und lebenden Dromedaren.

Die Säugetiergattung der Altweltkamele teilt sich in drei Arten auf: das zweihöckrige Trampeltier, das zweihöckrige Wildkamel und das einhöckrige Dromedar.

Letzteres wird auch Arabisches Kamel genannt und war „eine der letzten Haustierarten, von der man noch nicht wusste, wie sie domestiziert worden ist“, sagt Pamela Burger vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien.

Wilde Tiere verdrängt

Das internationale Forscherteam um Burger hat für die Studie nicht nur das Erbgut von rund 1.100 lebenden Dromedaren untersucht, sondern auch mitochondriale DNA aus historischen Knochenfunden. Die ältesten davon waren 7.000 Jahre alt und die jüngsten gingen bis ins 17. Jahrhundert. Darunter waren auch Proben eines bei archäologischen Grabungen 2006 in Tulln (NÖ) entdeckten vollständigen Skeletts eines Kamels, das aus der Zeit der zweiten Türkenkriege im 17. Jahrhundert stammte.

Kamel auf einer Höhlenwand in Jordanien

Pamela Burger

Gezeichnetes Dromedar auf einer Höhlenwand in Jordanien

Es zeigte sich, dass die Domestikation der wild lebenden Vorfahren der Dromedare zwischen 2.000 bis 1.000 vor Christus begonnen hat. In den darauffolgenden Jahrhunderten gab es immer wieder Einkreuzungen wilder einhöckriger Kamele in die Hausdromedare, ehe zur Zeitenwende die Wildform dann ausstarb. „Die Population der Wildform dürfte zur Zeit der Domestikation schon relativ klein gewesen sein und die gezähmten Tiere haben einfach die wilden verdrängt“, sagte Burger.

Durchmischung durch Karawanen

Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Domestikation an der Südostküste der arabischen Halbinsel in der Region der heutigen Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) begonnen hat. So zeigten sich in 7.000 Jahre alten archäologischen Funden von Dromedarknochen in den VAE dieselben genetischen Linien (Haplotypen) in der mitochondrialen DNA wie in modernen einhöckrigen Kamelen.

Dromedare in der Wüste

Fasial Almathen.

Dromedare in der Wüste

Im Gegensatz zu anderen Haustierarten, wo üblicherweise durch Züchtungen die genetische Vielfalt des Erbguts abnimmt, weisen die Dromedare nach wie vor eine hohe genetische Vielfalt auf. Einerseits dürften die weitverzweigten Handelsbeziehungen in Nordafrika und Vorderasien, die durch das Dromedar als Transportmittel ermöglicht wurden, zur genetischen Durchmischung beigetragen haben. So konnten immer wieder unterschiedliche Populationen aufeinandertreffen.

Wenig Selektion

Andererseits habe beim Dromedar keine spezielle Selektion stattgefunden, „es gibt keine Milchkamel- oder Fleischkamel-Rassen, im Gegensatz zu Hochzüchtungen wie man sie bei Schweinen, Hühnern oder Rindern findet“, so Burger.

Die Forscher führen das darauf zurück, dass Kamelzüchter nicht einzelne Tiere für einen speziellen Zweck selektierten, sondern auf die Vielfalt in der Kamelherde achten, „um mit den wechselnden klimatischen Bedingungen zurechtzukommen, damit am Ende die Herde überlebt und nicht ein einzelnes hochgezüchtetes Tier, das bei der nächsten Dürre dann kein Chance hat“, sagte Burger.

Eine einzige Gruppe wies keine so hohe genetische Vielfalt auf. Dabei handelt es sich um eine Dromedar-Population am Horn von Afrika, etwa in Kenia und Somalia, die schon länger von den anderen einhöckrigen Kamelen aufgrund geografischer und kultureller Unterschiede isoliert ist.

science.ORF.at/APA

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