Wie Mistkäfer ihren Weg finden

Mistkäfer orientieren sich an den Sternen, um ihren Mist möglichst schnell in Sicherheit zu bringen. Wie Experimente nun nahelegen, machen sie - während sie auf ihrer Kugel tanzen - eine Art Schnappschuss von der momentanen Position der Gestirne.

Um ihr Futter vor Artgenossen zu schützen, schnappen sich Mistkäfer ein Stück Mist und rollen es zu einer Kugel, die sie schnell in Sicherheit bringen. Um einen schnurgeraden Weg zu finden, orientieren sich die Tiere an den Sternen, wie eine Studie im Jahr 2013 herausgefunden hat. Die kuriose Entdeckung wurde im selben Jahr mit einem Ig-Nobelpreis ausgezeichnet.

Mistkäfer in der Hand

Lund University

Die Studie

„A Snapshot-Based Mechanism for Celestial Orientation“, Current Biology, 12.5.2016

Dass ihre Arbeit nicht ganz ernst genommen wurde, hat die Forscher um Marie Dacke von der schwedischen Lund Universität aber anscheinend nicht davon abgehalten, sich weiter mit den Käfern zu beschäftigen. Für ihre aktuelle Studie haben sie untersucht, wie genau die Tiere das Firmament nutzen.

Ein Schnappschuss beim Tanzen

Bevor die Käfer mit ihrer Kugel von dannen rollen, tanzen sie darauf. D.h., sie drehen sich auf der Kugel um die eigene Achse. Dies könnte ihnen helfen, beim Wegrollen einen schnurgeraden Kurs beizubehalten, wie dieselbe Forschergruppe bereits 2012 feststellte.

Die neuen Experimente legen nahe, dass sie in diesem Moment - also während sie tanzen - gewissermaßen den Himmel vermessen und sich offenbar direkt an der momentanen Sternenkonstellation orientieren. Bei den Versuchsreihen haben die Forscher mit künstlichen Himmelsmodellen gearbeitet, die nicht der Realität entsprachen.

Sternen-Navi

Im Gegensatz zu anderen Insekten dürften die Käfer keine angeborene innere Vorstellung über die natürlichen Gegebenheiten haben, sondern tatsächlich die sichtbaren Positionen von Sonne, Mond und Sternen nutzen. Sie verwenden alle verfügbaren Hinweise, egal wie unrealistisch diese sind. Durch diese Momentaufnahme bzw. den Sternen-Schnappschuss - wie die Forscher den Vorgang nennen - finden die Tiere ihren Weg.

Wie genau diese „Aufnahme“ der Mistkäfer aussieht bzw. wie sie abgespeichert ist und wie oft die Tiere ein Update erstellen, sollen künftige Untersuchungen klären.

Eva Obermüller, science.ORF.at

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