Viel beschäftigt und geistig fit

Immer beschäftigt und nie genug Zeit - das könnte für über 50-Jährige gesünder sein, als es klingt. Laut einer aktuellen Studie verhindert die permanente Beschäftigung, dass man geistig abbaut.

Bei Menschen im erwerbsfähigen Alter erzeugt ein voller Terminkalender mitunter Stress. Aber anstatt endlich zu entspannen, füllen sie den Tag freiwillig mit Aktivitäten - sobald sie in Pension sind. Wie die Studie der Forscher um Sara Festini von der University of Texas in Dallas nun nahelegt, ist das vielleicht genau die richtige Reaktion.

Im Allgemeinen habe ein enger Zeitplan einen negativen Beigeschmack, schreiben die Forscher. Es gebe aber bis dato wenige Untersuchungen und widersprüchliche Ergebnisse. Stress sei womöglich besser als sein Ruf.

Die Untersuchung war Teil der Dallas Lifespan Brain Study, die durch das Alter bedingte geistige Veränderungen bei gesunden Erwachsenen erhebt. 330 gesunde Frauen und Männer im Alter von 50 bis 89 Jahren wurden dafür zu ihren täglichen Aktivitäten befragt. Außerdem mussten sie eine Reihe von neuropsychologischen Tests absolvieren, die ihre geistige Leistungsfähigkeit erfassen sollten.

Permanentes Lernen

Das Ergebnis: In allen Altersgruppen schnitten ausgelastete und aktive Probanden besser ab, und zwar unabhängig vom Bildungsgrad. Sie waren bei den Tests nicht nur schneller, sondern besser, z.B. beim Schlussfolgern und Vokabellernen. Am größten war der Abstand zu den weniger aktiven Teilnehmern beim episodischen Gedächtnis, also bei der Fähigkeit, sich an bestimmte Ereignisse in der Vergangenheit zu erinnern.

Laut den Forschern muss das aber nicht automatisch bedeuten, dass sich die geistigen Leistungen verbessern, weil man vielbeschäftigt ist. Es könnte genauso gut umgekehrt sein, dass geistig fitte Menschen eben einen aktiveren Lebensstil bevorzugen.

Geistige Leistungsfähigkeit und Aktivität könnten sich aber auch gegenseitig bedingen bzw. verstärken. In einem aktiven Leben trifft man permanent auf neue Informationen und Situationen, man muss also ständig dazulernen - genau das könnte der entscheidende Faktor sein, mutmaßen die Forscher. Denn das Lernen neuer Fähigkeiten und Fertigkeiten rege das Denken an.

Eva Obermüller, science.ORF.at

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