Auch Drohnen dürfen rasten

Drohnen bleiben oft nur kurze Zeit in der Luft. Denn das frisst Energie. US-Forscher gönnen ihren insektenartigen Mini-Exemplaren nun eine Flugpause: So verbrauchen die „Roboterbienen“ während eines Einsatzes wesentlich weniger Energie.

Die Mini-Drohnen haften zwischendurch an der Unterseite von Pflanzenblättern und Gegenständen. So könnten sie für einen längeren Zeitraum beispielsweise ein Katastrophengebiet aus der Vogelperspektive beobachten oder andere Daten liefern.

Elektrostatische Anziehung

Die Technik funktioniert ähnlich wie ein aufgeladener Luftballon mit elektrostatischer Anziehung. Drückt man den Ballon gegen eine Wand, bleibt er dort hängen. Dieses Phänomen haben die Forscher um Moritz Graule vom Massachusetts Institute of Technology in Cambrigde genutzt, um dem 100 Milligramm leichten Flugroboter einen sicheren Halt an einer Vielzahl von Materialien zu geben.

Die Studie:

„Perching and takeoff of a robotic insect on overhangs using switchable electrostatic adhesion“, Science, 19.5.2016

Mit der Technik sollen kleine Drohnen unter anderem „gefährliche chemische oder biologische Mittel erfassen oder eine sichere Signalübertragung in Ad-hoc-Kommunikationsnetzwerken ermöglichen“, schreiben die Wissenschaftler.

Die Halterung befindet sich an der Oberseite des Flugroboters, der in etwa so schwer ist wie eine echte Biene. Bei einem Andockmanöver stabilisiert die Drohne ihren Schwebeflug unterhalb des anvisierten Gegenstands.

Der Kontakt wird durch einen Polyurethanschaum zwischen Andockplatte und Flugroboter gedämpft. Bei der Berührung der Oberfläche wird in der Andockplatte eine Spannung von 1.000 Volt erzeugt. Dies ermöglicht das Anheften an viele Materialien, darunter Glas, Sperrholz und Pflanzenblätter. Wenn der Flug fortgesetzt werden soll, kann der Roboter problemlos wieder in einen Schwebeflug übergehen.

Von der Natur lernen

Zwar verbraucht das Gerät auch beim Anheften Energie, da ein sogenannter Leckstrom fließt. Doch der Energiebedarf beim Fliegen ist fast tausendmal höher. In einem Science-Kommentar schreibt Mirko Kovac vom Imperial College London, die Studie sei „ein gutes Beispiel, das zeigt, wie Ingenieursarbeit von der Natur lernen kann, um die nächste Generation von Flugrobotern zu bauen“. Denn das Annähern und Andocken haben die Forscher einer Biene nachempfunden, die sich auf einen Ast oder ein Blatt setzt.

Für Konstantin Kondak vom Institut für Robotik und Mechatronik des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) ist die Studie nur einer der ersten Schritte auf dem Forschungsgebiet: „Bis zu einem System, das einer Fliege oder einem Vogel ähnelt, ist es noch ein langer Weg.“ Sinnvoll anzuwenden sei die elektrostatische Ladung lediglich bei Flugrobotern bis zu 100 Gramm. Da Kondaks Drohnen jedoch mindestens einige Kilogramm wiegen, kommt das elektrostatische Anheften für ihn bis jetzt nicht in Frage.

science.ORF.at/APA/dpa

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