Ältestes Bierrezept Chinas entschlüsselt

Analysen von alten Tongefäßen beweisen: Die Chinesen konnten schon vor 5.000 Jahren Bier brauen. Forscher haben nun das Rezept des chinesischen Ur-Bieres rekonstruiert - und überraschende Zutaten entdeckt.

Seit wann im alten China die Braukunst bekannt ist, wusste man bisher nicht so genau. Die älteste schriftliche Erwähnung findet sich auf einer Knochengravur aus der späten Shang-Dynastie (1250 bis 1046 v.Ch.) Ausgehend von verschiedenen Funden schätzten Wissenschaftler bisher, dass zumindest seit 4.000 Jahren in China Alkoholisches aus Getreide gewonnen wird.

Nun konnten Wissenschaftler von der Stanford University zusammen mit chinesischen Kollegen nachweisen, dass schon gut 1.000 Jahre länger im alten China berauschender Getreidesaft gebraut wurde. Das schließen die Forscher aus der Untersuchung von unterschiedlichem Tongeschirr, darunter Trichter, Amphoren und Töpfe, die offenbar zur Herstellung und Lagerung von Getränken benutzt wurden. Sie stammen aus dem Ausgrabungsgebiet Mijiaya, im nördlichen Zentralchina, und datieren aus der Zeit von 3.400 bis 2.900 v. Ch.

Ur-Rezept: Getreide, Gräser und Knollen

Die Spuren und gelblichen Reste in den Töpfen ließen die Forscher schon vermuten, dass das Geschirr zum Bierbrauen, Filtern und Lagern verwendet wurde. Eine genaue chemische Analyse bestätigt das - und sie zeigte noch mehr: Sie liefert nun das genaue Rezept, aus welchen Getreidesorten und Zutaten das Bier erzeugt wurde.

Historisches Tongefäß und Gerstenkörner in der Hand eines Mannes

Jiajing Wang; APA/AFP/JUAN CEVALLOS

Historischer Trichter für die Bierherstellung (links) und Gerstenkörner (rechts)

Zur Biererzeugung wurde laut Analyse eine vielfältige Mischung aus Getreidesorten wie Hirse, Gerste und Süßgräser-Samen vergoren, zusammen mit stärkehaltigen Pflanzenteilen wie der Yams-Wurzel und anderen Knollen.

In den Untersuchungen konnte auch gezeigt werden, dass die Menschen dieser alten Kultur bereits das Malzen und Maischen beherrschten. Also den Vorgang, das zum Brauen vorgesehene Getreide keimen zu lassen, wobei ein Teil der Stärke in Zucker umgewandelt wird, der dann beim Maischen zu Alkohol vergären kann.

Gerste erst später Nahrungsmittel

Ein Beleg dafür sind gefundene Oxalate – ein Nebenprodukt beim Bierbrauen – die über Ionen-Chromatographie in den Resten großer Gefäße identifiziert wurden. Diese Tonbottiche waren wohl die Sudkessel der frühen Braumeister.

Laut den Studienautoren ist die Identifikation von Gersten-Rückständen in den Mijiaya-Artefakten nun das älteste belegbare Vorkommen von Gerste in China überhaupt. Die Gerste wurde offenbar als Bier-Zutat über 1.000 Jahre früher verwendet, bevor sie landwirtschaftlich als ein Hauptnahrungsmittel angebaut wurde.

Thomas Azade, science.ORF.at

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