Mit Miniraumschiffen nach Alpha Centauri

Sind wir im Universum wirklich alleine? Diese Frage versucht ein vom russischen Milliardär Juri Milner finanziertes Projekt zu beantworten. Der Plan: Eine Flotte von Miniraumschiffen soll nach Alpha Centauri fliegen.

Alpha Centauri ist das uns nächstgelegene Sternensystem, wirklich nahe ist es nicht unbedingt: 4,3 Lichtjahre trennen es von der Erde. Übliche Raketen würden mehrere tausend Jahre dorthin brauchen. Aber für Größenordnungen im Universum ist das erstaunlich nah, erklärt Pete Klupar, Chefingenieur der „Breakthrough Initatives“ und ihrem Projekt „Starshot“. Wenn es nach ihm geht, dann könnten wir aber schon in wenigen Jahrzehnten die ersten irdischen Raumschiffe dort ankommen sehen.

Der Clou: Normalerweise hätte man immer an große, schwere Raumfahrzeuge gedacht, doch Klupar arbeitet am Gegenteil - winzige Raumschiffe, die nur ein Gramm wiegen, und daher extrem schnell fliegen können.

STernehimmel mit Alpha Centauri

A. Fujii

Das Ziel Alpha Cenaturi (gelbweiß) links im Bild; zentral zu sehen: das Kreuz des Südens

Ein radioaktives Isotop liefert die Energie, ein Laser dient der Datenübertragung und Beschleunigung. Der wichtigste Teil der Konstruktion wird als Reflektionsfläche genutzt: ein sechzehn Quadratmeter großes Segel aus nanotechnischem Material, nur 300 Atome dünn und kein Gramm schwer.

Mit 60.000 km/s durchs All

So soll das Winzlingsraumschiff auch den ersten Schwung nehmen. Von der Erde aus soll eine Batterie von 50.000 Lasern innerhalb von zwei Minuten geballte Energie gegen die Segel der in den erdnahen Weltraum ausgebrachten sogenannten „Starchips“ drücken.

Aufruf

Die Breakthrough Junior Challenge fordert Schülerinnen und Schüler weltweit auf, Konzepte aus der Wissenschaft zu erklären, und damit vielleicht 250.000 Dollar zu gewinnen. Man wünscht sich explizit mehr Bewerbungen von außerhalb der USA.

Damit würden die Winzlinge mit einer Geschwindigkeit von 60,000 Kilometern pro Sekunde in den interstellaren Raum geschleudert. Das ist ein Fünftel der Lichtgeschwindigkeit - so würde die Reise nach Alpha Centauri nur noch etwa zwanzig Jahre dauern.

Das Konzept ist machbar, so Klupar, die Technik sei in vielerlei Hinsicht bereit. Aber man müsse von Details am Material bis zur Kommunikation noch einiges verbessern, wenn die Mission glücken soll: 25 offene Probleme listet die Website für dieses „Project Starshot“ auf; Mithilfe ist erwünscht.

Ein Chip, eine Aufgabe

Derzeit sei noch kein Lasersegel einsatzbereit. Aber schon in rund drei Jahren solle es erste Testflüge geben können. Später soll sich eine Flotte von tausend Raumschiffen auf den Weg nach Alpha Centauri machen, über drei Jahre hinweg, jeden Tag eines.

So kann man die Laser wieder aufladen und es sind genug auf dem Weg, falls der eine oder andere Starchip auf der Reise verloren geht. Wann genau das sein wird, sei schwierig zu sagen – zehn Jahre Forschung und Entwicklung stehen noch mindestens davor. Spätestens 2060 hält Klupar für erste Ergebnisse für sehr realistisch.

Sendunghinweis

Über dieses Thema berichtet heute auch „Wissen aktuell“: 3. Juni, 13:55 Uhr

Die kleinen Raumschiffe werden jeweils nur einen Computerchip an Bord haben und auf eine Aufgabe spezialisiert sein: Manche sollen bestimmte Chemikalien aufspüren können, andere Bilder oder Messungen machen.

Unsere Nachbarn von Alpha Centauri?

Letztlich geht es um die Frage, ob es noch andere Lebewesen im Universum gibt. Klupar glaubt es – schon rein statistisch. Und gerade Alpha Centauri habe eine Sonne – eigentlich sogar zwei – die unserer sehr ähnelt. „Wie könnten wir nicht dort hinwollen, um nachzusehen?“, sagt der frühere NASA-Ingenieur euphorisch.

Überhaupt sprudelt er vor Begeisterung – das sieht er als einen genauso wichtigen Teil der Breakthrough Intiative und nennt sich selbst daher auch einen „evangelist for space“, einen Weltraumprediger. Man müsse die Leute wieder für den Weltraum begeistern. Wenn man in den sechziger oder siebziger Jahren die neueste Technik wollte, dann sei diese aus der Weltraumforschung gekommen. Heute seien das eher die Smartphonehersteller. Man müsse die Menschen inspirieren, wieder einem höheren Ziel nachzujagen. Davon hätten wir auch auf der Erde etwas.

Ob uns die Messwerte nur sagen, dass Leben möglich wäre, oder ob uns ein Bild direkte Hinweise auf Leben zeigen kann oder uns jemand eine Nachricht zurückschickt– die spannendste Mission des Jahrhunderts wäre es auf jeden Fall. Und wenn wir jemanden finden, dann hofft er, dass sie die Mini-Raumschiffarmada nicht für eine feindliche Invasion halten, lacht Pete Klupar.

Isabella Ferenci, Ö1 Wissenschaft

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