Wie man Reisekrankheiten vermeidet

Wer diesen Sommer in die Tropen oder die Karibik reist, sollte ausreichenden Gelsenschutz nicht vergessen, raten Mediziner. Denn neben Zika können Stechmücken in diesen Regionen auch Krankheiten wie Dengue und Chikungunya übertragen – mit unangenehmen Folgen.

„Mückenschutz, Mückenschutz, Mückenschutz“ – so lautet das Plädoyer des Tropenmediziners Herwig Kollaritsch von der Medizinischen Uni Wien. Das gilt vor allem für jene, die diesen Sommer nach Süd- oder Mittelamerika reisen oder Urlaub in asiatischen Ländern wie Thailand oder Vietnam machen. Denn in vielen tropischen und sub-tropischen Ländern können Stechmücken der Aedes-Gattung gefährliche Viren übertagen wie zum Beispiel das Dengue, Chikungunya oder das Zika Virus.

Zur Person

Herwig Kollaritsch ist Professor für Tropenmedizin an der Medizinischen Universität Wien und Leiter der Forschungsunit „Epidemiologie und Reisemedizin“ am Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin.

Eine Impfung gegen diese Viren gibt es nicht - Moskitonetze, lange Ärmel und Hosenbeine sowie Gelsen-Spray helfen. „Wobei man klar sagen muss, dass lange Hosenbeine allein diese Mücken nicht davor abhalten, zuzustechen“, erklärt Kollaritsch gegenüber science.ORF.at.

Er empfiehlt eine kombinierte Mückenabwehr – damit ist aber nicht das Erschlagen der Mücken gemeint: „Hier liegt wirklich einer der häufigsten Irrglauben, denn anders als unsere heimischen Gelsen hört und spürt man die Aedes-Mücken nicht.“

Gelsen-Spray plus Kleidung imprägnieren

Einzig das Auftragen von Gelsenschutz auf die Haut sowie das zusätzliche Imprägnieren der Kleidung mit Permethrin kann die Insekten abhalten und zwar sehr gut, wie letzte Untersuchungen zeigen: „Wenn man beides macht, ist man über 90 Prozent vor einem Stich geschützt – das ist hoch, vor allem wenn man bedenkt, dass ja nicht jede Stechmücke ein gefährliches Virus überträgt“, so der Tropenmediziner.

Zusätzlich empfiehlt Kollaritsch, sich vor einer Fernreise gut zu informieren, ob es im ausgewählten Urlaubsland gefährliche Stechmücken gibt und wann die Populationen besonders zahlreich sind – wie beispielsweise nach einer Regenzeit, wo vor allem Wasserpfützen in weggeworfenen Autoreifen oder Plastikplanen begehrte Brutplätze sind.

Zika, Dengue, Chikungunya

Aus dem Virus-Terzett Zika, Dengue und Chikungunya erlangte in den vergangenen Monaten Ersteres große Aufmerksamkeit.

Ö1 Sendungshinweis

Diesem Thema widmet sich auch ein Beitrag im Ö1 Mittagsjournal am 18.6. um 12:00 Uhr.

Dieses ist insbesondere für Schwangere bzw. für das ungeborene Kind gefährlich - zumeist aber harmlos: "60 bis 80 Prozent der Infizierten merken nicht, dass sie eine Infektion gehabt haben. Nur in einigen wenigen Fällen wird es klinisch auffällig und nur selten kommt es dabei zu Komplikationen.“

Vielmehr warnt Kollaritsch Reisende vor dem Denguefieber. Wie letzte Zahlen der Weltgesundheitsorganisation WHO zeigen, haben sich in Brasilien in den ersten vier Monaten bereits über eine Million Menschen mit dem Virus infiziert. Zum Vergleich im Jahr 2015 wurden dort insgesamt rund 1,7 Millionen Fälle registriert.

Dengue verursacht große Schmerzen

Auch Vietnam meldet im Unterschied zum Vorjahr bereits drei Mal so viele Erkrankungsfälle – und diese sind für Betroffene meist sehr unangenehm, erklärt Kollaritsch: „Wenn man das Denguefieber bekommt, hat man das Gefühl, die letzte Stunde hätte geschlagen. Man hat hohes Fieber, quälende Kopfschmerzen sowie Muskel- und Gliederschmerzen und kann kaum aus dem Bett.“

Nach etwa einer Woche ist der Spuk zwar wieder vorbei, gefährlich kann das Denguefieber aber bei einer zweiten Infektion werden. Grund dafür sind die unterschiedlichen Subtypen des Virus: Die Antikörper, die man nämlich bei einer ersten Infektion bildet, schützen nur gegen diesen einen Typ, machen andere Dengue-Varianten für den Körper aber unkenntlich. Dadurch sind die Folgen bei einer zweiten Infektion schlimmer.

„Ich rate Leuten, die schon einmal eine Infektion hatten, bei einer erneuten Reise in ein Dengue-Gebiet darauf zu achten, dass sie eine medizinisch gute Versorgung in der Nähe haben – mit moderner Medizin ist das Fieber gut zu behandeln.“

“Chikungunya ist das Schlimmste“

Die unangenehmsten Folgen bereitet hingegen Chikungunya – auch dieses Virus kann von derselben Mücke übertragen werden. Die Erkrankung verläuft ähnlich wie beim Denguefieber, die starken Gelenkschmerzen können unter Umständen aber noch Wochen, Monate oder sogar Jahre andauern.

Zwar lautet auch hier die einzig nützliche Devise „Mückenschutz“, allerdings arbeiten Wiener Mediziner gerade daran, einen Impfstoff gegen das Chikungunya-Virus zu entwickeln, der für Reisende geeignet sein soll. Dasselbe gilt für Zika – auch hier sucht man nach einem möglichen Impfstoff, hier befinden sich die Forscher noch in der Anfangsphase, erklärt Kollaritsch. Erste Tests an Tieren sollen noch dieses Jahr starten.

Abgesehen von Zika und Co. sollte man auch „klassische“ Reisekrankheiten wie Hepatitis, Malaria oder Durchfall nicht außer Acht lassen, so der Tropenmediziner. Informationen haben spezialisierte Reise-Ordinationen sowie beispielsweise der Gesundheitsdienst der Stadt Wien.

Ruth Hutsteiner, science.ORF.at

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