Küssen zeigt, ob die Chemie stimmt

Ob Handkuss, Luftkuss oder Zungenkuss: Küssen ist allgegenwärtig – sowohl unter Liebenden als auch unter Fremden zeigt es uns, ob „die Chemie stimmt“. Einige Antworten auf Fragen zum “Internationalen Tag des Küssens“ am 6. Juli.

Warum küssen sich Menschen überhaupt?

Das ist unter Wissenschaftlern durchaus umstritten. Auf der einen Seite wird die eher unromantische Theorie vertreten, das Küssen komme von der Brutpflege und habe sich aus dem Fütterungsritual entwickelt, bei dem vorgekaute Nahrung an die Kinder weitergegeben wird.

Andere Experten gehen davon aus, dass die Wurzel des Kusses eher sexueller Natur ist: Bei Begegnungen zwischen Vierbeinern sei es nicht unüblich, sich am Hinterteil zu beschnüffeln und zu belecken. Diese Geste habe sich dann beim Aufrichten des Menschen von unten nach oben verlagert. Es wird davon ausgegangen, dass der Lippenkontakt dazu dient, den potentiellen Partner hinsichtlich genetischer Eigenschaften, Gesundheit und sozio-sexuellem Interesse zu prüfen.

Wer stellt solche Thesen auf?

Unter anderem Philematologen: Kussforscher. Diese haben zum Beispiel herausgefunden, dass zwei Drittel der Menschen den Kopf beim Küssen nach rechts neigen oder, dass ein Mensch in 70 Lebensjahren im Schnitt mehr als 76 Tage küsst oder geküsst wird.

Dieses eher exotische Forschungsgebiet bedient sich neben der Naturwissenschaft vor allem der Sprach-, Geschichts-, Kultur- und Sozialwissenschaft.

Küssen sich alle Menschen?

Nicht unbedingt. Alleine innerhalb Europas gelten unterschiedliche Kusssitten. So küssen sich Österreicher zur Begrüßung nur zweimal, Italiener und Spanier üblicherweise dreimal und in Frankreich wird man teilweise sogar mit vier Küssen empfangen. US-amerikanische Forscher haben herausgefunden, dass es auch Unterschiede bei romantisch-sexuellen Küssen gibt, und diese nicht universal in allen, sondern in nur 46 Prozent der Kulturen auftreten. Außerdem kamen Sie zu dem Schluss, dass es solche Küsse vermehrt in sozial komplexen Kulturen gibt.

Über die Chinesen schrieb 1897 ein französischer Ethnologe, sie empfänden den Kuss der Europäer als eine ekelhafte Spielart von Kannibalismus.

Küssen sich auch Tiere?

Manche schon. Besonders gerne küssen sich Bonobos - eine Schimpansenart. Die Primaten sollen, so heißt es, sogar Zungenküsse austauschen. Eine südostasiatische Fischart verdankt dem Küssen sogar seinen Namen. Der „küssende Gurami“ (Helostoma temminkii) versucht beim Liebesspiel die Lippen des Partners so oft wie möglich zu berühren.

Warum gilt Küssen als gesund?

Wissenschaftlern zufolge kann Küssen das Immunsystem stärken und Stress abbauen. Nach Erkenntnissen von US-Forschern produziert der Körper beim Küssen chemische Substanzen (Neuropeptide), die die sogenannten Killerzellen aktivieren. Sie stürzen sich auf schädliche Bakterien oder Viren und vernichten sie. Zudem trainiert man beim Küssen alle 34 Gesichtsmuskeln. Außerdem sollen Blutdruck und LDL-Cholesterinwerte durch das Küssen gesenkt werden.

Gleichzeitig warnen manche Mediziner davor, dass beim Küssen zwar das Immunsystem fordernde und somit stärkende, aber eben auch gefährliche Viren übertragen werden können, wie zum Beispiel das Pfeiffersche Drüsenfieber.

science.ORF.at/dpa

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