Gefährlich: Tuta absoluta und Drosophila suzukii

In Österreich leben rund 600 Tierarten, die hier eigentlich nicht heimisch sind. Einige von ihnen ärgern nicht nur Hobbygärtner, sondern schmälern auch den Ernteertrag. Zwei dieser fremden Arten werden momentan genau beobachtet: die Motte Tuta absoluta und die Fliege Drosophila suzukii.

Heimisch oder nicht heimisch? Diese Frage können Ökologen für Österreich ziemlich genau beantworten. Hierzulande gedeihen etwa 3.000 heimische Pflanzenarten - ihnen stehen 1.100 nicht heimische gegenüber. Gleiches gilt für die Tierwelt: 40.000 hiesige stehen 600 Invasoren gegenüber.

Ö1 Sendungshinweis

Über das Thema berichtetet auch das Ö1 Mittagsjournal, 8.7., 12:00 Uhr.

Alien aus Südamerika

Zu diesen „invasive alien species“ gehört auch eine Schmetterlingsart aus Südamerika. Ihr Name geht ins Ohr: Tuta absoluta, die zu den Miniermotten gehört, kommt seit einigen Jahren auch in Österreich vor und breitet sich langsam aus.

Und das bliebe nicht ohne Folgen, sagt der Ökologe Franz Essl von der Universität Wien. Denn die Raupen befallen mit Vorliebe Nachtschattengewächse, wie Tomaten. „Die Raupen bohren sich durch die unreifen Tomaten, und die verfaulen dann“, sagt Essl. Die Tomatenminiermotte könne daher im Gemüseanbau wie auch in Privatgärten massive Ernteausfälle verursachen.

Keine Abwehmechanismen

Das Problem bei Alien-Spezies ist, dass sie keine natürlichen Feinde in ihrer neuen Heimat haben. Das Ökosystem ist auf diese Invasoren nicht vorbereitet. Die Pflanzen haben keine entsprechenden Abwehrmechanismen entwickelt.

Das könne zu einer sehr raschen, explosionsartigen Ausbreitung führen, erläutert Franz Essl. „Unter Umständen führt das zu massiven ökologischen Schäden, zur Verdrängung heimischer Pflanzenarten oder eben zu massiven Ernteausfällen, wenn es sich um Kulturpflanzen handelt“, so der Ökologe weiter.

Zahl der Invasoren steigt

Die Anzahl der nicht heimischen Arten ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Zehn Prozent aller Tier- und Pflanzenarten, die es aktuell in Österreich gibt, wurden allein seit der Jahrtausendwende eingeschleppt.

Verantwortlich dafür ist vor allem der weltweite Güterverkehr. Insektenlarven können sich in Holzkisten verstecken oder über befallenes Obst und Gemüse importiert werden.

Das war vermutlich auch bei der Kirschessigfliege der Fall. Drosophila suzukii ist eigentlich in Japan heimisch. In Österreich sei sie noch selten, sagt Franz Essl, aber dieser Schädling steht unter Beobachtung. Denn in anderen Ländern, in die sie eingeschleppt wurde, habe sie bereits für massive Ernetausfälle gesorgt.

Klimawandel als entscheidender Faktor

Derzeit können die Ökologen noch nicht abschätzen, ob die klimatischen Bedingungen in Österreich für die Kirschessigfliege tatsächlich geeignet sind. „Aber die Befürchtung ist, dass sie bei uns zu einem wichtigen Schadorganismus im Obstbau wird“, so Essl. Denn die Fliege befällt viele verschiedene Obstsorten: Ihre Larven entwickeln sich in den Früchten.

Ob die Kirschessigfliege schon in diesem Jahr einen nennenswerten Schaden anrichten wird, ist noch nicht klar. Das werden Wein- und Obstbauern erst nach Ende der Erntezeit wissen. Steigen die Temperaturen in Österreich klimawandelbedingt weiter an, sei zukünftig jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit mit diesem Schädling zu rechnen.

Marlene Nowotny, Ö1 Wissenschaft

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