Welche Fächer abgeglichen werden sollen

Universitäten und Fachhochschulen (FH) sollen ihre Studienangebote aufeinander abstimmen: Das will Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP). Ganz oben auf der Liste stehen Fremdsprachen, Wirtschaft, Recht, Architektur und Städteplanung sowie Pflanzenbau und Viehzucht.

Das kündigt das Ministerium in Schreiben an, die den Hochschulen im Vormonat geschickt wurden und nun an die Öffentlichkeit gelangten.

“Doppelgleisigkeiten vermeiden“

Der Fächerabgleich ist Teil des Projekts „Zukunft Hochschule“, mit dem Mitterlehner den Hochschulraum ab dem Jahr 2019 neu aufstellen möchte. „Unnötige Doppelgleisigkeiten“ im Studienangebot von FH und Unis sollen vermieden werden, was auch dazu führen kann, dass Studien von den Unis an die FH verlagert werden.

„Es ist klar, dass das Projekt bei den Beteiligten Institutionen nicht nur Begeisterung hervorruft“, so Mitterlehner zur APA. „Ziel des Prozesses ist nicht, jemandem etwas wegzunehmen, sondern den Hochschulsektor insgesamt zu stärken und das Studienangebot besser zu differenzieren. Im Idealfall entlasten wir die Universitäten und ermöglichen ihnen mehr Raum für ihre Kernaufgaben und treiben gleichzeitig den Ausbau der Fachhochschulen weiter voran“.

Durchlässigeres Studieren

Ein weiterer Punkt des Projekts ist die „Durchlässigkeit innerhalb und zwischen den Hochschulsektoren“. Ein Beispiel: Im Rahmen eines Jus-Studiums sollen bei einem Wechsel der Universität bereits erfolgreich absolvierte Kernbereiche ohne inhaltliche Prüfung der Gleichwertigkeit anerkannt werden. Derzeit müssen die Prüfungen aufgrund unterschiedlicher Prüfungsmodalitäten und einer geringfügigen Abweichung bei den ECTS-Punkten noch einmal abgelegt werden.

Ein anderes Problem - etwa im Informatik- und Wirtschaftsbereich - stellen die Zulassungsvoraussetzungen für einzelne Masterstudien dar. Hier soll etwa mittels Anerkennungslisten klar festgelegt werden, ob bzw. unter welchen Bedingungen Bachelor-Absolventen in Masterstudiengänge wechseln können.

Praxis von morgen vs. Praxis von heute

In einer Präambel des Wissenschaftsrats wird festgehalten, dass die Profile der einzelnen Hochschultypen gestärkt werden sollen. An den Unis sollen demnach Forschung und forschungsgeleitete Lehre im Zentrum stehen. „Eine universitäre Ausbildung bereitet zwar auch auf Berufe vor. Sie fokussiert dabei aber auf die ‚Praxis von morgen‘“, heißt es darin.

An den Fachhochschulen dagegen soll „die Fähigkeit vermittelt werden, die Aufgaben des jeweiligen Berufsfeldes dem Stand der Wissenschaft und den aktuellen und zukünftigen Anforderungen der Praxis entsprechend zu lösen“. In der Forschung liege ihr Schwerpunkt auf der Anwendung.

Zahl der FH-Studierenden soll steigen

Im ersten Schritt sollen „die besonderen Eigenschaften der beiden Sektoren durch eine Überprüfung des jeweils eigenen Studienangebotes nachgewiesen werden“. Anschließend sollen „komplementäre, einander ergänzende bzw. bestärkende Studienangebote entwickelt werden“. Langfristiges Ziel ist dabei eine bessere Verteilung der Studenten „nach Eignung und Neigung“, wobei die Stoßrichtung klar ist: „Der proportionale Anteil an FH-Studierenden soll steigen.“

Mehr Kooperationen

Bei den Fremdsprachen sollen mögliche Kooperationen vor allem im Bereich Übersetzen und Dolmetschen erfolgen, im Rechtsbereich primär hinsichtlich zum klassischen Jus-Studium komplementärer bzw. ergänzend-entlastender neuer „rechtsnaher“ Studienangebote und beim Pflanzenbau und der Tierzucht durch einen Aus- bzw. Aufbau von FH-Studienangeboten im landwirtschaftlichen Bereich.

In Wirtschaft und Architektur geht es um die „curriculare Typenklarheit“ - also vor allem um die Frage, inwieweit die angebotenen Studiengänge an den Unis auch tatsächlich als „scientific track“ klassifiziert werden können oder ob nicht doch „Studienprogramme überwiegen, die deutlich auf eine Berufsausbildung mit konkreten Berufsbildern hin ausgerichtet sind (professional track)“.

science.ORF.at/APA

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