Älteste Fossilien der Welt entdeckt

Forscher haben in 3,7 Milliarden Jahre alten Gesteinsschichten auf Grönland Spuren von Lebewesen entdeckt. Das wären die ältesten Fossilien der Welt. Doch diese Deutung ist umstritten: Wird die wissenschaftliche Sensation wieder abgesagt?

Der Anfang verliert sich im Dunkel der Erdgeschichte. Wie und wann das Leben entstand, können Wissenschaftler bis heute nicht mit Sicherheit beantworten. Genetische Untersuchungen weisen darauf hin, dass sich die ersten Organismen bereits vor vier Milliarden Jahren gebildet haben könnten - also rund 500 Millionen Jahre nach der Entstehung der Erde.

Die bisher ältesten Fossilfunde - sogenannte Stromatolithen aus Westaustralien - lassen eine große Lücke zur Theorie offen. Sie sind nämlich „nur“ 3,5 Milliarden Jahre alt. Die Rekordmarke wurde nun durch einen Fund im Isua-Gneis am Rande des grönländischen Eisschildes überboten, und zwar gleich um 200 Millionen Jahre.

Debatte unter Forschern

Forscher um den Geologen Allen Nutman haben in der Gesteinsformation eine Sedimentschicht entdeckt, die wohl von urtümlichen Mikroben gebildet wurde. Bewiesen ist das zwar nicht. Die Form sowie die chemische Zusammensetzung dieser Strukturen legen laut Nutman aber zumindest nahe, dass an dieser Stelle einst bakterienähnliche Zellen existiert und die Ablagerung von Mineralien verändert haben.

Verräterische Linie in Urgestein: Die ältesten Fossilien der Welt?

Nature / Allen Nutman

Die wellenförmige Linie im Gestein könnte von Lebewesen stammen

Ein Urteil, dem sich nicht alle Forscher anschließen wollen: Die australische Paläontologin Kathleen Grey etwa äußert gegenüber dem Fachblatt „Nature“, wo die entsprechende Studie erschienen ist, Zweifel. Ihr zufolge könnten die Spuren auch anorganischen Ursprungs sein. Die Interpretation von Nutman und seinem Team sei zu optimitisch: „Ich fürchte, die Belege sind nicht wirklich überzeugend.“

Leben auf dem Mars?

Positiver fällt das Urteil der amerikanischen Astrobiologin Abigail Allwood aus. Sie notiert in einem Kommentar zur Studie: Sollte es sich bei dem Fund wirklich um Spuren von Lebewesen handeln, werfe das neues Licht auf die Evolutionsgeschichte. Denn vor 3,7 Milliarden Jahren machten Asteroideneinschläge die Erdoberfläche zu einem äußerst unwirtlichen Ort. Wenn das Leben unter diesen Bedingungen Fuß fassen konnte, so Allwood, „dann handelt es sich dabei um keine zögerliche, unwahrscheinliche Sache“. Nach dem Motto: „Gib dem Leben eine halbe Chance - und es wird sie nutzen.“

Damit ist auch die Debatte über mögliches Leben auf dem Mars neu eröffnet. Dass es auf unserem Nachbarplaneten einst Wasser gegeben hat, gilt nach Analysen des NASA-Rovers Curiosity als gesichert. Gab es dort in Urzeiten auch Mikroben - so wie auf der jungen Erde? „Wenn die Isua-Strukturen tatsächlich von Mikroben stammen“, so Allwood, „dann würde ich sagen: ja.“

Robert Czepel, science.ORF.at

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