Mikroben siedeln je nach Strömung

Wassermikroben bevorzugen unterschiedliche Siedlungsformen, je nach Umgebung: In ruhigen Gewässern sind sie Einsiedler, reißerische Strömung lassen sie in dünnen Schichten hausen und bei moderater Umwälzung ballen sie sich zusammen.

Jahrzehntelang habe man angenommen, dass das mikrobielle Leben im Wasser vorwiegend aus frei schwebenden Zellen besteht, erklärte Tom Battin von der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Lausanne in einer Aussendung. Allmählich entdeckte man aber, dass sie auch in engeren Gemeinschaften wie Biofilmen und kompakten Anhäufungen zusammenwohnen.

Bis jetzt war unklar, was die Mikroben zu diesem oder jenem Lebensstil veranlasst, so Robert Niederdorfer, der am Department für Limnologie und Bio-Ozeanographie der Universität Wien und in Lausanne forscht. Er hat von einem bewegten Oberlauf (dem Oberen Seebach bei Lunz am See in NÖ) und dem weit flussabwärts davon gelegenen, ruhigen Augebiet der Donau in der Lobau jeweils Wassermikroben eingesammelt und im Labor unterschiedlichen Strömungsbedingungen ausgesetzt.

Artengemeinschaft verändert sich

In einer Tonne, die sich gleichförmig gedreht hat und damit milde Wasserbewegungen simulierte, formten die Mikroben Aggregate, und zwar unabhängig davon, ob sie aus bewegten oder ruhigen Wassern stammten, berichtete er. Imitierte er im Labor aber alpine Flüsse, wo das Wasser ständig über Abhänge sprudelt, bildeten sie Biofilm-Gemeinschaften.

Auch die Artenzusammensetzung passte sich stets an die Strömungs-Umgebung an, berichteten die Forscher. Aus dem gleichen Ausgangsmaterial (etwa vom Oberlauf) bildeten sich je nach den hydraulischen Verhältnissen im Laborgewässer nämlich ganz andere Bakteriengemeinschaften.

Mit diesem Wissen könne man die „Ökosystem-Gesundheit“ von Gewässern verbessern, meinte Battin. Denn je unterschiedlicher man die Strömungsverhältnisse in Bächen und Flüssen gestaltet, desto größer wird Zahl und Vielfalt der Lebewesen dort werden.

science.ORF.at/APA

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