Marslandung vermutlich nicht geglückt

Es ist nicht ganz einfach, auf dem Mars zu landen: Bisher waren erst sieben Versuche erfolgreich, zahlreiche andere sind gescheitert. Die europäisch-russische Mission „ExoMars“ dürfte sich nun in diese Tradition einreihen.

Noch ist es nicht ganz sicher, aber erste Auswertungen von Daten deuten darauf hin, dass es in der letzten Phase der Landung von „Schiaparelli“ Probleme gegeben hat – mehr dazu in der Nachlese des Livetickers.

Probleme beim Bremsmanöver

Rückblende: Mittwoch, 16.42 Uhr MESZ. „Schiaparelli“ tritt mit 21.000 km/h in die Atmosphäre ein. Die „sechs Minuten des Grauens“ haben begonnen, in denen sich das Schicksal der Sonde entscheidet. In dieser kurzen Zeit soll das jahrelang geplante Bremsmanöver durchgeführt werden.

So hätte „Schiaparelli“ landen sollen:

Grafik der "Sechs Minuten des Grauens"

ESA/ATG medialab

Doch wie erste Auswertungen von Daten zeigen, hat sich offenbar der Landefallschirm zu früh geöffnet, auch der hintere Hitzeschild hat nicht funktioniert wie geplant. Zudem dürften sich die Bremsdüsen zwar eingeschaltet, aber zu früh wieder ausgeschaltet haben.

In welcher Höhe das geschehen sein könnte – und ob der Lander möglicherweise auf der Planetenoberfläche zerschellt ist - ist zum aktuellen Zeitpunkt unklar. Zurzeit werden etwa 600 Megabyte Daten ausgewertet, die von „Schiaparelli“ stammen. Danach „werden wir mit Sicherheit wissen, was geschehen ist“, sagt ESA-Operation-Manager Andrea Accomazzo.

„Dennoch ein Erfolg“

Von einem Misserfolg will die Europäische Raumfahrtagentur (ESA) dennoch nicht sprechen: Man habe mit dem „Trace Gas Orbiter“ („TGO") erfolgreich einen Satelliten in die Umlaufbahn des Mars geschickt. „Er kann sich nun seinen wissenschaftlichen Aufgaben widmen und wird als Relaisunterstützung für die im Jahr 2020 zu startende ‚ExoMars‘-Rover-Mission dienen“, sagte ESA-Generaldirektor Jan Wörner.

Der „TGO“-Satellit sei wissenschaftlich wertvoller als der vermisste Lander, pflichtete Wolfgang Baumjohann, Direktor des Instituts für Weltraumforschung in Graz, bei. „Bei ‚Schiaparelli‘ ging es um die Demonstration, ob die Landung klappt oder nicht. Das war ein Testflug für die wichtigere Landung eines Roboterautos in vier Jahren“, so der Weltraumphysiker im Ö1-Mittagsjournal. Wenn „Schiaparelli“ tatsächlich verloren sein sollte, sei das „kein wissenschaftlicher Verlust, es war nur ein kleines Wetterlabor an Bord“.

2,3 Milliarden Euro

Als Hauptgrund für ein mögliches Scheitern der Landung sieht Baumjohann, die Schwierigkeit alle Abläufe im Vorhinein zu programmieren. „Man kann das nicht vom Boden her steuern.“ Und das ist für den Weltraumphysiker auch der Hauptgrund, warum man vor bemannten Missionen keine Angst haben dürfe – denn Astronauten könnten bei etwaigen Problemen selbst eingreifen. Die Landung einer solchen Mission sei weniger schwierig zu bewältigen als die lange Flugdauer. In den nächsten zehn bis 20 Jahren wird ein bemannter Marsflug technologisch möglich, meint Baumjohann – vorausgesetzt es wird „eine Menge Geld investiert“.

Apropos Geld: Die ESA hat in das Projekt „ExoMars“ 1,3 Milliarden Euro investiert, eine Milliarde kommt zudem von Russland. Nach Angaben des Infrastrukturministeriums hat sich Österreich mit 13,9 Millionen Euro beteiligt. Im Gegenzug wurden Aufträge in Höhe von 15,5 Millionen Euro an heimische Unternehmen vergeben. Wenn „ExoMars“ fortgeführt werden soll, dann müssten die ESA-Mitgliedstaaten noch einmal 300 Millionen Euro bewilligen, heißt es aus Fachkreisen.

Lukas Wieselberg, science.ORF.at

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