Klimaziele als Geschäftschance

Die Umsetzung des Pariser Klimavertrags ist nicht nur eine Frage der Politik, sondern auch der Wirtschaft. Bei der UNO-Klimakonferenz in Marokko gibt es deshalb eine Premiere: 25 heimische Firmen grüner Technologien stellen ihr Know-How vor.

Es gilt eine nicht zu unterschätzende Geschäftschance zu nutzen, die der Kampf gegen den Klimawandel bietet, und die sich Green Climate Fonds (GCF) nennt. Aus diesem Fond sollen ab 2020 jährlich 100 Milliarden Dollar (90,7 Mrd. Euro) für Klimaschutzprojekte in Schwellen- und Entwicklungsländer fließen.

Heimische Unternehmen könnten beim Mitmachen jedoch das Nachsehen haben, da Österreich mit 34,8 Millionen Dollar einen - etwa im Vergleich mit Deutschland mit über einer Milliarde Dollar - bisher eher kleinen Betrag zugesagt hat. „Mit dem bisher zugesagten Beitrag werden wir Schwierigkeiten haben, uns bei der GCF zu akkreditieren“, ist sich Monika Langthaler, Europadirektorin der NGO R20 (Regions for Climate Action), sicher.

„Der Zug zum GCF ist aber noch nicht abgefahren“, stellte hingegen Walter Koren, Leiter der Außenwirtschaftsorganisation der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), fest - ein größeres Engagement wäre aber auch aus seiner Sicht notwendig.

Keine Abwicklungsstelle

So kann Österreich bisher etwa noch keine GCF-Abwicklungsstelle aufweisen, während Deutschland mit gleich drei Institutionen vertreten ist, unter anderem mit der Deutschen Bank. „Es wäre ganz wichtig, dass es auch bei uns eine Stelle gibt, die die heimischen Unternehmen berät“, so Langthaler, die mit R20 die Präsenz der WKÖ in Marokko unterstützt.

Operativ ist der GCF der UNO längst tätig und hat zuletzt im Juli neun Anträge zur Unterstützung von Projekten im Volumen von mehr als 250 Millionen Dollar (rund 200 Millionen Euro) bewilligt. Das zeigt wiederum, dass die Gelder derzeit noch nicht vollständig genützt werden, so Langthaler, denn eigentlich wären drei Milliarden Dollar bereitgestanden. Doch politische wie auch infrastrukturelle Hürden sorgen dafür, dass viele Projekte erst gar nicht realisiert werden. Mit der Unterstützung einer Abwicklungsstelle könnten diese Hürden aber genommen werden.

200.000 direkte oder indirekte Arbeitsplätze

Der grünen Wirtschaft in Österreich wäre jedenfalls wohlgedient, käme sie an die GCF-Gelder, denn der Fonds gewährt nicht nur Kredite für diverse Klimaprojekte, sondern finanziert diese mit Zuschüssen zum Teil auch mit. Und der Teil der österreichischen Firmen, der sich im Bereich Umwelttechnik und Erneuerbare engagiert, gehört im Vergleich zu den weitaus dynamischsten.

Ein Umsatzplus von 18,3 Prozent innerhalb fünf Jahren kann er vorweisen, bietet 31.000 Personen direkt und inklusive Dienstleistern und Zulieferern sogar 200.000 Personen eine Arbeitsstelle, rechnete Koren vor.

Und mit einer Exportquote von 70 Prozent liegt die grüne Branche ebenfalls weit über dem Schnitt. „Die Erneuerbaren sind global der prioritäre Bereich“, so der Experte, „und es gilt daher, österreichische Unternehmen an die weltweite Nachfrage heranzuführen.“

Nicht in Konkurrenz zu China und Co.

An Konkurrenzfähigkeit mangle es jedenfalls nicht, denn viele kleine und mittlere Unternehmen sind in Nischenbereichen tätig, etwa in der Solarsteuerungstechnologie oder in der gebäudeintegrierten Photovoltaik, und sind so keine direkte Konkurrenz zu den großen globalen Playern wie China.

Der Bedarf ist ebenfalls vorhanden, denn die „Energiearmut in vielen Entwicklungsländern ist immer noch enorm“, stellte die Oesterreichische Entwicklungsbank AG (OeEB) am Donnerstag in einer Aussendung fest. Und ohne privates Engagement sei die Lücke nicht zu schließen, so die OeEB-Vorstände Andrea Hagmann und Michael Wancata.

Die OeEB finanzierte voriges Jahr Projekte im Bereich Erneuerbare Energie und Energie-Effizienz in Höhe von 84 Mio. Euro. Über 40 Prozent des Portfolios der Entwicklungsbank trage zum Klimaschutz bei.

science.ORF.at/APA

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