Dino-„Killerasteroid“ versetzte Berge
Der 200 Kilometer große Chicxulub-Krater nahe der mexikanischen Halbinsel Yucatan ist das Relikt jener Urkatastrophe, die am Ende der Kreidezeit zum Aussterben von über 70 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten geführt hat.
Die Studie
„The formation of peak rings in large impact craters“, Science, 17.11.2016.
Ein internationales Forscherteam, darunter der Geologe Ludovic Ferriere vom Naturhistorischen Museum Wien, hat dort nun in bis zu 1.300 Metern Tiefe Bohrkerne für genauere Untersuchungen entnommen. Unter anderem auch Proben aus dem sogenannten „Peak Ring“.
Wie der Krater zu seinem Ring kam
Dabei handelt es sich um spezielle Strukturen aus schroffen Bergen im Zentrum des Hauptkraters. Man kennt solche „Peaks“ aus TV-Aufnahmen: Wenn ein Tropfen in Zeitlupe in eine Flüssigkeit fällt und einen Wellenkrater formt, dann schießt in dessen Zentrum noch eine Flüssigkeitsspitze empor. Ähnliches passiert auch bei einem Asteroideneinschlag auf der Erdoberfläche. Die Spitze kann allerdings auch ringförmig sein, daher der Name „Peak Ring“.

DSmith@ECORD
Bohrkerne aus dem Chicxulub-Krater
Chicxulub ist der einzige bekannte Krater auf der Erde mit einem intakten „Peak Ring“. Solche Strukturen sind aber auch von vielen anderen großen Einschlagskratern am Mond, der Venus und Merkur bekannt.
Probenanalysen und Computermodellen zeigen nun, wie der rund 80 Kilometer große Ring im Zentrum des Chicxulub-Kraters entstanden ist. Die Struktur besteht großteils aus geschocktem Granit, der im Zuge des Einschlags aus mehr als zehn Kilometer Tiefe zur damaligen Oberfläche befördert wurde, erklärt Ferriere.
„Gestein extrem geschockt“
Den Modellen zufolge hat der Asteroid die Erde mit solcher Wucht getroffen, dass er riesige Granitblöcke in zehn Kilometern Tiefe noch weiter in den Untergrund und dann nach Außen gedrückt hat. Dann bewegte sich das Gestein wieder in Richtung Zentrum des Einschlags und schließlich zur Oberfläche, wo es den „Peak-Ring“ formte. "In Summe legten die Gesteinsblöcke binnen weniger Minuten eine Strecke von rund 30 Kilometern zurück, sagt Ferriere.
Der Einschlag verursachte aber nicht nur gewaltige Gesteinsbewegungen, durch die hohe Energie wurde auch der Granit in einer besonderen, von den Wissenschaftlern nicht erwarteten Form verändert. „Es sieht nach wie vor wie Granit aus, aber das Gestein wurde extrem geschockt, dadurch poröser und viel weniger dicht“, so der Geologe. Während Granit üblicherweise eine Dichte von 2,7 Gramm pro Kubikzentimeter hat, haben die Bohrproben nur 2,2 bis 2,4 Gramm pro Kubikzentimeter.
Hinweis auf Ursprung des Lebens?
Dieser Befund könnte auch neue Hinweise auf die Entstehung des Lebens auf der Erde liefern. Schließlich war die Erde in ihrer Frühzeit einem massiven Meteoriten-Bombardement ausgesetzt. Wenn dabei Gesteine mit ähnlichen Eigenschaften gebildet wurden, könnten solche porösen Steine, durchströmt vom im Erdinneren aufgewärmten und mit Nährstoffen angereicherten Wasser, geeignete Lebensräume für die ersten einfachen Organismen gewesen sein.
science.ORF.at/APA