Religion wirkt wie Drogen
Das gilt zumindest für die 19 besonders frommen Mormonen, die ein Team um Jeffrey Anderson von der Universität Utah untersucht hat.
Aktives Belohnungszentrum
Die Forscher versetzten die Mormonen im Labor in einen Zustand, in dem sie die Anwesenheit des „Heiligen Geistes spürten“ – etwa durch das Vorlesen oder Ansehen wichtiger Zitate aus dem Buch Mormon. Während die Studienteilnehmer spirituell immer angeregter wurden, beobachteten die Forscher ihre Gehirnreaktion mittels Magnetresonanztomografie (fMRI).
Die Studie
“Reward, Salience, and Attentional Networks are Activated by Religious Experience in Devout Mormons”, Social Neuroscience, 29.11.
„Wenn sie an den Erlöser dachten, an ihre Familien, mit denen sie in alle Ewigkeit verbunden sind, oder an ihre himmlischen Belohnungen, dann haben ihre Körper und Gehirne reagiert“, sagt Forschungsmitarbeiter Michael Ferguson in einer Aussendung. Besonders aktiv war der nucleus accumbens: jener Teil im Vorderhirn, in dem Glücksgefühle und Belohnungen verarbeitet werden.

Jeffrey Anderson
So sieht ein religiöses Gehirn aus
Inneres Glück, äußere Handlungen
Wenige Sekunden bevor die Probanden nach Eigenangaben die tiefsten spirituellen Empfindungen verspürten – manche von ihnen weinten in der fMRI-Röhre -, feuerten die Neuronen besonders wild. Zugleich beschleunigte sich ihre Atem- und Herzfrequenz.
Doch nicht nur die Belohnungsnetzwerke im Gehirn aktivierten sich. Auch Bereiche, die mit Urteilen, moralischem Abwägen und zielgerichteter Aufmerksamkeit zusammenhängen, waren bei den Mormonen stark aktiv. Dies lasse auf einen Mechanismus schließen, bei dem dogmatische Ideen innerliche Glücksgefühle auslösen und zu bestimmten Verhaltensweisen motivieren, so die Forscher.
Gelten würde das zumindest bei den Mormonen, unterstreichen sie. Gehirnstudien etwa zu Meditationstechniken östlicher Religionen haben andere Ergebnisse gebracht.
Lukas Wieselberg, science.ORF.at