Liveübertragung von Virtual Reality
Um die 3-D-Bilder zu erstellen, braucht es eine Person am Ort des Geschehens und eine weitere Person an einem beliebigen anderen Ort. Das von der VR-Forschungsgruppe der Technischen Universität (TU) Wien um Annette Mossel und Manuel Kröter entwickelte System besteht aus drei Kernstücken: 1) eine handelsübliche Kamera, mit der die Person, die die Wohnung besichtigt, räumliche Informationen aufzeichnet; 2) eine Internetverbindung; 3) eine ebenso handelsübliche 3-D-Brille mit der die virtuelle Welt andernorts aufgebaut werden kann.

TU Wien
Annette Mossel mit der VR-Brille
Die Kamera liefert eine 3-D-Punktwolke, die dann mit Farbinformationen angereichert wird. Die Person mit der Brille bekommt so Räume vorgegaukelt, durch die sie sich selbstständig bewegen kann. Neu sei, dass diese Person genau in jene virtuelle 3-D-Welt „wirklich eintauchen“ kann, die im Zuge der Besichtigung durch eine andere Person an einem ganz anderen Ort live erzeugt wird, so Mossel.
Ausgezeichnet, aber noch mit Schwächen
Auf diese Weise könne man sich viel anschaulicher ein Bild über fremde Räume machen als das mit dem Betrachten eines Fotos oder eines 3-D-Modells am Computer bisher möglich war. „Wir haben unser VR-Konzept mit zahlreichen Versuchspersonen getestet und nach dem virtuellen Rundgang über die Wohnung befragt“, so Mossel, die für die Entwicklung auf der Virtual-Reality-Konferenz „ISMAR“ in Mexiko kürzlich ausgezeichnet wurde.
Die 40 Personen hatten nach der virtuellen Begehung ein gutes Verständnis der Räumlichkeiten entwickelt und fanden danach schnell vorgegebene Punkte in der Wohnung.

TU Wien
Blick auf das rekonstruierte 3-D-Modell einer Wohnung
Auf dem Weg zu einem Produkt seien allerdings noch einige Fragen zu klären, sagte die Wissenschaftlerin. Vor allem an der Übersetzung der 3-D-Punktwolke in eine noch besser laufende 3-D-Rekonstruktion müsse noch gearbeitet werden. Mossel: „Das ist das Haupthindernis, warum sie noch nicht im Alltag angekommen ist.“
Auch bei Katastropheneinsätzen vorstellbar
Über Anwendungsfelder jenseits einer ortsungebundenen Wohnungserkundung denken die Forscher aber bereits nach: So könnte die Technologie etwa zur Unterstützung von Einsatzkräften an Katastrophenorten interessant werden, da anstatt von Menschen auch ein Roboter die Umgebung digital aufnehmen könnte. Das würde eine gefahrlose Besichtigung eines Einsatzortes ermöglichen. Auch in der Ausbildung könnte das System eingesetzt werden, um Einsätze realitätsnahe zu simulieren.
science.ORF.at/APA