Auch E-Zigaretten sind nicht harmlos

Die gesunde Alternative zur herkömmlichen Zigarette - so werden E-Zigaretten von der Tabakindustrie vermarktet: kein Rauch, kein Gestank, nur süße Düfte, aber dennoch äußerst ungesund, sagt die Wissenschaft.

Es ist vor allem die Zusammensetzung der Flüssigkeit, die in E-Zigaretten verdampft wird, die der Medizin Sorge bereitet. In großen Mengen findet man das Lösungsmittel Propylenglykol, aus dem bei starker Erhitzung das wahrscheinlich krebserregende Formaldehyd wird.

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Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag im Mittagsjournal am 3.1. um 12:00. (Audio sieben Tage verfügbar)

Daneben entstehen bei der Erhitzung winzig kleine Teilchen, sogenannte Aerosole, auf deren Oberfläche krebsfördernde Stoffe tief in die Lunge transportiert werden, sagt der Umwelthygieniker und prononcierte Rauchgegner Manfred Neuberger von der Medizinischen Universität Wien: „Die Partikelgröße ist zum Teil noch geringer als bei der echten Zigarette. Diese Art Feinstaubbelastung macht uns noch größere Sorgen als die Lösungsmittel, die verwendet werden.“

Denn je kleiner die Teilchen sind, desto leichter können sie Gefäßwände durchdringen und tief in die Organe gelangen. „Das gilt auch für die Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System, also vor allem die Wirkung auf die Gefäße, auf die Arterien. Die Neigung zur Blutgerinnung wird erhöht. Diese Effekte werden durch solche kleinen Partikel ausgelöst, die über die Lunge auch ins Blut gelangen,“ so der Mediziner.

Schädlich für Umgebung

Im deutschsprachigen Raum hat sich das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg am intensivsten mit den gesundheitlichen Aspekten von E-Zigaretten beschäftigt, und auch die dortigen Forscherinnen und Forscher kommen zum Schluss: E-Zigaretten sind gesundheitlich bedenklich, und zwar nicht nur für den Raucher selbst, sondern auch für die Umgebung, weil Propylenglykol, Glycerin, Nikotin und Aromen mit möglicherweise Allergie auslösenden Bestandteilen in die Raumluft gelangen.

Und noch etwas zeigen die bisher vorliegenden Studien: Die E-Zigarette hilft nicht dabei, mit herkömmlichen Zigaretten ganz aufzuhören, meist wird sie ergänzend verwendet. Dass Österreich E-Zigaretten in seinem Gesetz zum Rauchverbot klassischen Tabakprodukten gleich gestellt hat, lobt der Mediziner Manfred Neuberger. „Was noch fehlt, ist, dass die Inhaltsstoffe besser kontrolliert werden, auch jene, die erst bei der Benützung entstehen.“

Der Markt wächst

Denn teilweise finden sich laut Neuberger in E-Zigaretten Stoffe, die in klassischen Zigaretten schon lange verboten sind. Außerdem fordert der Mediziner einmal mehr ein Verkaufsverbot für Kinder und Jugendliche.

Denn eines ist klar: Die Werbung für E-Zigaretten wird in den nächsten Jahren mehr werden. Branchenriese Philipp Morris baut sein Angebot massiv aus und auch Austria Tabak, Teil des internationalen Konzerns Japan Tobacoo International, verkauft seit letztem Jahr eine eigene E-Zigarette. In Österreich werden mit E-Zigaretten derzeit geschätzte 15 bis 20 Millionen Euro umgesetzt, erwartetes jährliches Wachstum: rund 50 Prozent.

Elke Ziegler, Ö1 Wissenschaft

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