US-Forscher fürchten Trump

Wenige Tage vor der Angelobung von Donald Trump als neuer US-Präsident steigt die Spannung vieler Wissenschaftler in den USA. Für faktenbasierte Forschung hat Trump bisher wenig Begeisterung gezeigt. Ein Überblick über die Problemfelder.

NASA: Zum Mond statt zum Mars?

Welche der großen NASA-Missionen weiter vorangetrieben werden, ist offen. Möglicherweise wird die bemannte Raumfahrt sich erstmal wieder Richtung Mond bewegen statt Richtung Mars - was Obama als Ziel ab 2030 ausgegeben hatte. Die kommerzielle Raumfahrt wird wohl in jedem Fall wichtiger werden.

Das fast fertige Weltraumteleskop „James Webb“, leistungsstarker Hubble-Nachfolger, dürfte auch wegen seiner schon Jahrzehnte laufenden Entwicklung wie geplant starten. Fraglich ist, ob die ab 2020 geplante, bemannte Asteroiden-Mission ARM (Asteroid Redirect Mission) und vor allem die auf die Erde fokussierten Projekte weiter laufen.

Klimaforschung in der Bredouille

Ein Teil der US-Wettersatelliten-Flotte stammt von der NASA. Zusammen mit denen der Umwelt- und Klimabehörde NOAA sammeln sie Daten, die weltweit vor allem für die Klimaforschung genutzt werden, aber auch für Schifffahrt, Landwirtschaft, Wettervorhersagen und Katastrophenwarnungen. Mit Blick auf die NASA-Satelliten hat Trumps Team angekündigt, Gelder „für politisch korrektes Umweltmonitoring“ kürzen zu wollen. „Politisch korrekt“ ist hier negativ besetzt.

Klimawandelskeptiker sind klar im Aufwind, auch wenn Trump den Klimaaktivisten und Demokraten Al Gore zu einem Gespräch empfing. Die Klima- und Umweltbehörde NOAA soll vermutlich jene Aufgaben mitübernehmen, die die NASA in den letzten acht Jahren in der Klimaforschung innehatte. Dass deren Budget dafür (1,9 Milliarden US-Dollar 2017) jedoch komplett der NOAA zugeschlagen wird, ist unwahrscheinlich. Auch das Energieministerium, das bisher mehrere Milliarden pro Jahr in Forschung steckte, dürfte unter Minister Rick Perry Klima- und Umweltstudien herauskürzen.

Die bisher strenge US-Umweltschutzbehörde EPA, die unter anderem Vorgaben für Treibhausgasemissionen macht, brachte den VW-Abgasskandal ins Rollen. An ihrer Spitze steht mit dem Juristen Scott Pruitt künftig ein Nicht-Wissenschaftler, der die Behörde in seiner Zeit als Generalstaatsanwalt von Oklahoma abschaffen wollte und unablässig gegen sie vor Gericht zog. Pruitt glaubt nicht an den Klimawandel und hat enge Bande zur Gas- und Ölbranche. Massive Budgetkürzungen werden erwartet.

Embryonen- und Krebsforschung eingeschränkt?

Auch die Forschung an Embryonen und embryonalem Gewebe dürfte unter einem republikanisch dominierten Kongress schwieriger werden. Viele evangelikale Christen in beiden Kongresskammern wollen sie einschränken. Ähnlich sieht es für die Stammzellforschung aus, für die teilweise fetales Gewebe genutzt wird.

Die nationale Gesundheitsbehörde NIH forscht unter anderem an individueller Krebsbekämpfung. Der 2015 gestartete „Cancer Moonshot“, eine Initiative zur Intensivierung der Krebsmedizin, wird seine staatliche Unterstützung vermutlich verlieren. Obamas Vize-Präsident Joe Biden will versuchen, die Initiative als private Stiftung weiterzuführen.

Kritische Stimmen gibt es auch bei der Erforschung globaler Bedrohungen durch Mikroorganismen - wie etwa Zika. Obwohl Experten davon ausgehen, dass der Erreger unter anderem Hirn- und Schädelfehlbildungen bei Ungeborenen auslösen kann, äußerte Mick Mulvaney, ein von Trump bestellter Budgetverantwortlicher im Weißen Haus, Zweifel: „Die Frage ist, brauchen wir dafür überhaupt von der Regierung bezuschusste Forschung?“

Wissenschaftsfeindliche Medien

Für eine wissenschaftsfeindlichere Grundstimmung dürften auch manche Medien sorgen, etwa das rechtsgerichtete Portal „Breitbart News“ von Trumps oberstem Strategieberater Stephen Bannon. Die News-Seite hatte angesichts sinkender globaler Temperaturen im November erst jüngst gemeldet: „Eisiges Schweigen der Klimaalarmisten“. Tatsächlich wird für den Abbruch der Dutzende Monate langen Rekordwärme-Serie von Klimaexperten vor allem das einsetzende Wetterphänomen La Niña verantwortlich gemacht.

Andrea Barthélémy, dpa

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