Ein Medikament für „gutes“ Fett

Ließe sich weißes Körperfett gezielt in braunes verwandeln, könnte man ganz ohne Diät abnehmen. Zumindest bei Mäusen ist die nützliche Verwandlung zu „gutem“ Fett jetzt gelungen, mit Hilfe eines bereits zugelassenen Medikaments.

Fett ist nicht gleich Fett. Weißes Körperfett speichert Energie und macht sich in Form von unerwünschten Pölsterchen z. B. an Bauch und Po bemerkbar. Braunes Fett hingegen verbrennt Kalorien und hält den Körper warm.

Ursprünglich dachte man, dieses nützliche Fett findet sich nur bei Säuglingen. Mittlerweile weiß man, dass es auch im erwachsenen Körper vorkommt - aber nur in sehr geringen Mengen. Und der Anteil ist individuell sehr verschieden, schlanke Menschen haben in der Regel mehr davon.

Beschleunigter Stoffwechsel

Braunes Fett gilt als der Hoffnungsträger im Kampf gegen Übergewicht und daraus resultierender Erkrankungen wie Diabetes Typ-2. Denn könnte man braunes Fett aktivieren oder weißes in braunes verwandeln, nähmen dickleibige Menschen ab, ohne auf Kalorien verzichten zu müssen.

Schon ein geringer Zuwachs hätte laut den Forschern um Baoming Nie von der University of California enorme Wirkung: Nur 50 Gramm mehr braunes Körperfett würden den Stoffwechsel derartig befeuern, dass man bei gleichbleibender Ernährung im Lauf eines Jahres vier bis 20 Kilogramm abnähme.

Seit Jahren suchen Forscher daher nach Mitteln, die den Anteil an braunem Köperfett erhöhen. Das könnte einen Teil der Übergewichtsprobleme lösen. Man weiß bereits, dass braunes Fett durch Stress aktiviert wird und bei Kälte mehr aktives Fett entsteht.

Wirksam bei Mäusen

Nur bei genetisch veränderten Mäusen ist es bis jetzt gelungen, den Mechanismus auf molekularer Ebene nachzubilden. In Hinblick auf den Einsatz beim Menschen brauchte es allerdings ein Mittel, das die Verwandlung von außen anregt. 20.000 Wirkstoffe haben die Forscher um Nie in ihrer aktuellen Arbeit systematisch danach durchforstet und wurden fündig: Bexaroten, eigentlich ein Krebsmedikament. Das Mittel bindet an einen Rezeptor, von dem man bisher nicht wusste, dass er etwas mit braunem Fett zu tun hat.

Ö1 Sendungshinweis

Dem Thema widmete sich auch ein Beitrag in „Wissen aktuell“ am 20.1. um 13.55 Uhr.

Getestet haben die Forscher das Medikament im Mäuseversuch. Vier Wochen lang wurden die Tiere mit extrem kalorienreicher Kost gefüttert, die Hälfte erhielt zusätzlich Bexaroten. Bei den behandelten Tieren fanden die Forscher mehr braunes Fett. Sie verbrannten auch mehr Kalorien, hatten insgesamt weniger Körperfett und weniger Gewicht zugenommen als die unbehandelten Mäuse.

Die Behandlung hat laut Forschern aber noch zu viele Nachteile. Das Medikament kann nämlich schwere Nebenwirkungen hervorrufen. Die Forscher suchen nun nach einem vergleichbaren Mittel, das die Umwandlung der Fettzellen zielgerichtet und sicher auslöst.

Eva Obermüller, science.ORF.at

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