Der Wunsch zu Hause zu sterben

Die meisten Menschen wollen am Ende des Lebens zu Hause sein. Dieser Wunsch erfüllt sich für einen Großteil nicht. Sabine Pleschberger von der Österreichischen Plattform für Interdisziplinäre Alternsfragen ist der Frage nachgegangen, warum das so ist.

Wo möchten Sie gerne sein, wenn es einmal ans Sterben geht? Die Mehrheit der Menschen gibt an, zu Hause sterben zu wollen, wenn ihnen diese Frage gestellt wird. Tatsächlich sterben die meisten Menschen aber im Krankenhaus oder einem Pflegeheim.

Das liege zum einen daran, dass das Sterben zu einem Phänomen des hohen Alters geworden ist, so die diplomierte Krankenschwester und Sozialwissenschaftlerin Sabine Pleschberger. In diesem Alter sind Menschen häufig hilfe- und pflegebedürftig und können mitunter nicht mehr zu Hause leben. In mehreren Studien erforschte sie, wie es zu dem Unterschied zwischen Wunsch und Wirklichkeit kommt und was es braucht, damit ein Sterben zu Hause möglich wird.

Alleine im Alter

Ein wichtiger Faktor sei die Hilfe, die zur Verfügung steht, so Pleschberger, z.B. ob es ein stationäres oder ein ambulantes Betreuungsangebot gibt. Auch die Frage, ob Angehörige im selben Haushalt leben, sei wesentlich. Viele Menschen wohnen mit zunehmendem Alter alleine. Besonders betroffen sind Frauen über 80 Jahre, mehr als die Hälfte von ihnen sind alleine. Sie hätten daher schlechte Chancen zu Hause sterben zu können.

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Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell am 25.1. um 13:55

Soll der Wunsch zu Hause zu sterben dennoch erfüllt werden, komme es daher wesentlich auf die Hilfe von Freunden, Bekannten und Nachbarinnen an. Die Unterstützung beginne oft mit Kleinigkeiten, etwa indem man der Nachbarin etwas vom Supermarkt mitnimmt oder ihre Katze füttert, wenn sie zur Behandlung im Spital ist. Ein Meilenstein in so einer Beziehung sei es, wenn die Nachbarin pflegebedürftig wird. Steht ein Palliativteam 24 Stunden pro Tag zur Verfügung, trauen sich Helferinnen und Helfer diese Aufgabe viel eher zu, so das Ergebnis einer Studie von Sabine Pleschberger.

Hilfe für die Helfer

„Überall dort, wo für die Menschen in unserer Studie ein Sterben zu Hause gelungen ist, gab es eine Kombination von informeller und formeller Hilfe“, so Pleschberger. Manche informelle Helfer werden zu einer Art Familie, andere helfen aus Mitmenschlichkeit ohne mit der Person befreundet zu sein.

Die zunehmende Pflegebedürftigkeit eines Menschen und die Auseinandersetzung mit Themen wie Sterben und Tod belasten die Helferinnen und Helfer aber auch selbst. Pleschberger kritisiert, dass Angehörige und Helferinnen, nach dem Tod eines Menschen oft mit ihrer Trauer allein gelassen würden. Sie fordert hier mehr Unterstützung, um besser mit dem Verlust und der Trauer umgehen zu können. Damit eine gute Versorgung am Lebensende gelingen kann müssen Pflege, Medizin, Seelsorge, Helferinnen und Angehörige auf Augenhöhe zusammenarbeiten, sagt Pleschberger.

Lena Hallwirth, Ö1 Wissenschaft

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