Wie sinnvoll sind Uni-Rankings?

Die Österreichische Universitätenkonferenz (uniko) hat analysiert, warum die heimischen Unis im internationalen Vergleich eher mittelmäßig abschneiden. Fazit laut uniko: Uni-Rankings sind ein Vergleich von Äpfeln und Birnen.

Harvard, Oxford, Cambridge, Stanford oder das MIT sind Universitäten mit klingenden Namen - und nicht selten die Topuniversitäten in Hochschulrankings. Das kommt nicht von ungefähr.

Die Reputation ist in manchen Rankings ein gewichtiger Faktor, genauso wie etwa naturwissenschaftliche Publikationen: Finanziell gut dotierte Universitäten mit vielen Kooperationspartnern liegen dabei natürlich vorne. Alleine beim bekannten Times Higher Education Ranking machen Reputation und der Schnitt davon, wie oft Publikationen zitiert werden, mehr als die Hälfte der Gesamtbewertung aus.

„Verzerrte Aussagen“

Damit stünden Universitäten mit freiem Hochschulzugang, die anteilsmäßig viel Geld in die Lehre stecken und sehr viele Fächer abdecken von vornherein schlechter da – wie eben die meisten österreichischen Einrichtungen, heißt es in einem aktuellen Bericht der uniko. Dazu würden in den meisten Rankings medizinische und naturwissenschaftliche Forschung eher gewertet als sozial- oder geisteswissenschaftliche Publikationen, englischsprachige Artikel eher als deutschsprachige.

Über die Qualität der akademischen Angebote und der betriebenen Forschung würden die Ergebnisse solcher Rankings meist nicht viel aussagen, so die uniko. Oft sei auch nicht ganz transparent, wie die Daten, auf denen die Ranglisten basieren, zusammengestellt werden – manche würden von Universitäten selbst zur Verfügung gestellt, die natürlich daran interessiert sind, gut abzuschneiden.

Manche der Rankings, etwa das viel beachtete Academic Ranking of World Universities (ARWU) - auch bekannt als Shanghai Ranking – würden automatisch größere Universitäten bevorzugen, weil sie etwa die Zahl der Publikationen gar nicht mit der Größe einer Universität in Verbindung bringen. Die wenigsten Rankings gingen zudem auf verschiedene Hochschultypen ein. Kritisches Fazit des uniko-Papiers: „Aufgrund der politischen Rahmenbedingungen sind österreichische Universitäten nicht mit internationalen Hochschulen in Rankings vergleichbar“.

Wer Rankings braucht

Ganz so einfach ist es vielleicht doch nicht, denn die Rankings können natürlich frei bestimmen, worauf sie ihr Augenmerk legen. Nun ist die Bewertung eben von vornherein so gewichtet, dass österreichische und viele europäische Universitäten nicht in die Topränge gelangen. Wobei der uniko-Bericht auch darauf verweist, dass die Universität Wien trotz allem im Times Higher Education Ranking immerhin recht konstant unter den Top 200 und damit den besten 5 Prozent der Welt rangiere. Auch wenn Rang 161 eben zunächst nicht so gut klingt.

Es stellt sich also die Frage, was die Hochschulrankings eigentlich messen wollen oder wem sie nutzen. Denn Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen wissen vermutlich, wo sie die besten Rahmenbedingungen in ihrem Spezialbereich finden können. Lehre ist in kaum einem Ranking ein gewichtiger Faktor, es bringt also auch angehenden Studenten nicht viel als Entscheidungsgrundlage.

Die Rankings bringen wohl vor allem mediale Präsenz – positive Aufmerksamkeit könnte es beispielsweise leichter machen, Kooperationspartner zu finden. Zudem machen die Rankings vielleicht politisch ein bisschen Druck: Auch die uniko hat in der Vergangenheit die Platzierungen benutzt, um öffentlich mehr Geld zu fordern und die heimischen Unis voranzubringen. Platzierungen in Ranglisten also, deren Sinnhaftigkeit man jetzt grundsätzlich in Frage stellt. Jedenfalls wollen sich die österreichischen Universitäten explizit nicht nach einzelnen Rankings ausrichten, weil sie diese als ungeeignetes internes Bewertungsinstrument betrachten.

Konsequenzen bleiben unklar

Mehrfach erwähnt wird in dem Bericht, dass weitgehend freier Hochschulzugang und geringe Basisfinanzierung wichtige Gründe sind, warum die heimischen Unis nicht in die Topränge kommen. Gleichzeitig wird recht schlüssig analysiert wie fehlerhaft, auf wenige Details reduziert und vorgewichtet die Ergebnisse solcher Ranglisten sind, wie wenig Bedeutung auch wissenschaftlicher Qualität und breiter Ausbildung zukommt.

Die Politik kann also beinahe Beliebiges herauslesen: ob Studienplatzfinanzierung und Zugangsbeschränkungen als notwendige Schritte zum Weg an die Spitze; oder die Freiheit, sich nicht an solchen Rankings orientieren zu müssen, und Hochschulen nach eigenen Werten und Vorstellungen auszurichten.

Isabella Ferenci, Ö1-Wissenschaft

Mehr zu diesem Thema: