HPV-Impfung: Weiter Weg zum „Herdenschutz“

Seit 2014 können Kinder zwischen neun und zwölf Jahren gratis gegen HPV geimpft werden. Die Impfung schützt laut Studien zu 90 Prozent vor Genitalwarzen und Krebserkrankungen. Dennoch werden in Oberösterreich und Salzburg nur 43 Prozent immunisiert.

Österreichweit stimmen rund 60 Prozent der Eltern einer Impfung zu - im Europavergleich sei das für eine relativ neue Impfung gut, sagt die für Impfungen zuständige Sektionschefin im Gesundheitsministerium, Pamela Rendi-Wagner. Um die Weitergabe des Virus zu unterbrechen und damit weitere Krebserkrankungen zu verhindern, ist es allerdings zu wenig: „Da brauchen wir eine Minimumabdeckung von 80 Prozent. Ab dieser Rate können wir von einem Herdenschutz in der Bevölkerung ausgehen.“

Unterschiede zwischen Bundesländern

Als positiv hebt sie hervor, dass die Eltern von Mädchen und Buben die Impfung nahezu gleich gut annehmen. Das ist wichtig, um die Weitergabe des Virus durch Geschlechtsverkehr zu unterbrechen. Aber: Bei der generellen Akzeptanz der Impfung gibt große Unterschiede zwischen den Bundesländern. „Oberösterreich und Salzburg haben relativ geringe Werte, die unter 50 Prozent im letzten Jahr gelegen sind. Wien hingegen weist fast 90 Prozent Durchimpfungsrate auf“, so Rendi-Wagner.

Kosten der Impfung

Für neun- bis zwölfjährige Kinder ist die HPV-Impfung kostenlos. Für Jugendliche bis zum vollendeten 15. Lebensjahr gibt es Nachholimpfungen zum Selbstkostenpreis (rund 50 statt 190 Euro, zwei Teilimpfungen), danach müssen die Kosten für drei Impfungen zur Gänze privat übernommen werden.

Der Hintergrund: Wie die Impfungen angeboten und durchgeführt werden, liegt in den Händen der Gesundheitsbehörden der Bundesländer. „Sie haben unterschiedliche Herangehensweisen und Strategien, wie sie in den Schulen auftreten, wie die Schulärzte informieren und involviert werden. Demnach ist auch der Erfolg unterschiedlich.“

Schwierige Kommunikation

In Wien mit einer Durchimpfungsrate von 90 Prozent wird der Großteil der Kinder von Schularzt bzw. Schulärztin geimpft, manche auch in den Impfstellen der Stadt oder beim Kinderarzt. In Oberösterreich, wo weniger als die Hälfte der Kinder gegen HPV geimpft wird, besuchen die Amtsärzte die Schulen einmal im Jahr und bieten dabei die Impfung an. Auch dort ist die Impfung beim niedergelassenen Arzt möglich.

Das sei aber nicht der Grund für die vergleichsweise geringe Impfbereitschaft, sagt der oberösterreichische Landessanitätsdirektor Georg Palmisano. Eine Impfung gegen eine eventuelle Krebserkrankung Jahrzehnte später sei eben schwer zu kommunizieren: „Das Bewusstsein darüber, dass ein früher Impfschutz eine Sicherheit gibt, ist nur eingeschränkt da, weil ja keine akuten Erkrankungszeichen sichtbar sind.“

700 Krebsfälle durch HPV

Zusätzliche Aufklärung plant Oberösterreich nicht, das wäre nur im Rahmen einer bundesweiten Kampagne sinnvoll, so der Landessanitätsdirektor. Die zuständige Behörde in Salzburg, das ebenfalls eine geringe Impfrate aufweist, war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Ö1 Sendungshinweis

Über die HPV-Impfung berichtete auch das Mittagsjournal am 3.2.2017.

Internationale Beispiele belegen, dass eine großangelegte Impfung gegen HPV innerhalb weniger Jahre Ergebnisse zeigt. Australien hat die Impfung 2007 für alle unter 21-Jährigen eingeführt. Heute gibt es dort praktisch keine Genitalwarzen mehr. Die Häufigkeit von Gebärmutterhalskrebsvorstufen ist laut Studien bereits um 50 Prozent zurückgegangen.

In Österreich gibt es laut Schätzungen jährlich 700 Krebsfälle, die durch HPV ausgelöst werden. Dazu kommen 3.000 Operationen wegen Krebsvorstufen am Gebärmutterhals sowie 15.000 Fälle an Genitalwarzen. Zwischen 50.000 und 60.000 Frauen bekommen pro Jahr nach einem Krebsabstrich einen verdächtigen Befund, was Vorstufen zu Gebärmutterhalskrebs oder eine eventuelle Erkrankung betrifft. Das könnte durch die Impfung deutlich verringert werden, meinen Experten.

Elke Ziegler, science.ORF.at

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