80 Prozent weniger Waldelefanten in Zentralafrika

Die Wilderei in einem Naturschutzgebiet in Zentralafrika hat drastischere Folgen als bisher angenommen. Eine neue Studie zeigt, dass die Population der Waldelefanten zwischen 2004 und 2014 um 80 Prozent gesunken ist - von 33.000 auf rund 7.000 Tiere.

Die hauptsächlich im Naturschutzgebiet Minkèbè in Gabun lebenden Waldelefanten sind wesentlich kleiner als ihre Verwandten, die Afrikanischen Elefanten. Somit leichtere Beute für Jäger, die sie wegen des Elfenbeins erlegen wollen. Mehr als 25.000 Rüsseltiere wurden zwischen 2004 und 2014 im Gabuner Naturschutzgebiet Opfer von Wilderei.

Eine Gruppe um den Umweltforscher John Poulsen von der Duke University in North Carolina verglich für ihre Studie zwei Reihen von Messdaten aus den Jahren 2004 und 2014. Bei diesen Untersuchungen wurden die Häufigkeit und die geografische Verteilung des Kots der Waldelefanten gemessen.

Das Ergebnis: ein deutlicher Rückgang der gefunden Kothaufen. Daraus lässt sich dann auf die kleiner gewordene Population schließen. Die am schlimmsten betroffene Zone im Nationalpark sei nur sechs Kilometer von der Kameruner Hauptstraße entfernt und damit für die Wilderer leicht erreichbar, so Poulsen.

Tiere brauchen zur Regeneration sehr lange

Allein in einem Jahrzehnt wurden laut der Studie also mehr als 25.000 Dickhäuter getötet. Heute gehe man im optimistischsten Fall von einer Population von 100.000 Waldelefanten in ganz Zentralafrika aus, erklärt Georg Scattolin, Leiter der internationalen Projekte des WWF in Österreich.

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Die Bestimmung der Waldelefanten-Bestände sei aber schwer. Außerdem kommt ein weiteres Problem hinzu: „Die Tiere haben eine relativ lange Regenerationszeit. De facto werden die Elefantenkühe erst mit etwa 20 Jahren gebärfähig. So kann man sich ausrechnen, dass es mindestens ein Jahrhundert dauert, bis die Elefantenpopulation, selbst ohne Wilderei oder ohne Lebensraumverlust, wieder auf den ursprünglichen Stand ist“, so Scattolin gegenüber science.ORF.at.

Die sinkenden Waldelefanten-Bestände seien nichts Neues, stellt John Poulsen fest. Ein Rückgang von 80 Prozent in einem der größten und meistgeschützten Naturgebiete in Zentralafrika sei aber eine Warnung, dass keine Region vor Wilderei sicher ist. Deswegen fordern die Forscher, Waldelefanten auf der Roten Liste bedrohter Tier- und Pflanzenarten um gleich zwei Kategorien höher zu stufen. Sie würden dann als "vom Aussterben bedroht“ gelten.

Cosima Eibensteiner, Ö1 Wissenschaft

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