Grippeimpfung wirkt heuer relativ schlecht

Die Grippewelle war heuer besonders heftig, und schon im Jänner hat sich abgezeichnet, dass die Impfung nicht optimal schützt. Das untermauert nun eine europaweite Studie mit konkreten Zahlen.

Besonders Menschen ab 65 wird die Impfung gegen die sogenannte „echte Grippe“ empfohlen. Und gerade bei ihnen ist nur jeder und jede Vierte durch die Impfung wirklich geschützt, wie die nun veröffentlichte Studie zeigt. Von 23,4 Prozent Wirksamkeit in der Altersgruppe ab 65 ist dort die Rede. Bei den Jüngeren hat die Impfung knapp jeden und jede Zweite vor dem zirkulierenden H3N2-Virus geschützt. Die Studienautoren schreiben deshalb von einer „suboptimal performance“. Von der Medizin-Universität Wien war dazu niemand für eine Einschätzung erreichbar.

In 14 europäischen Ländern wurde in Arztpraxen und Krankenhäusern erhoben, ob akut an Grippe erkrankte Menschen gegen Influenza geimpft waren oder nicht, die Impfung also gewirkt hat oder nicht. Insgesamt wurden knapp 6.000 Menschen erfasst, Österreich war nicht Teil der Analyse, die vom European Centre for Disease Prevention and Control veröffentlicht wurde.

Arbeit an neuartigem Impfstoff

Die Analyse belegt einmal mehr, wie schwierig es ist, den richtigen Influenza-Impfstoff herzustellen. Der Krankheitserreger verändert sich mit jeder Grippesaison. Jedes Jahr sorgt eine neue Kombination aus Virenstämmen für Symptome wie hohes Fieber, Gliederschmerzen und Infektionen der Atemwege. In der Forschung wird deshalb an einem sogenannten Universalimpfstoff aus jenen Teilen des Virusstamms gearbeitet, die relativ stabil bleiben. „Damit wäre möglicherweise das Problem des jährlich neu herzustellenden Impfstoffs, die jährliche Impfung und der oft unbefriedigende Impfschutz zu lösen“, so Hedwig Roggendorf vom Münchner Klinikum rechts der Isar.

Ö1 Sendungshinweis

Über die Wirksamkeit der Grippeimpfung berichtete auch das Mittagsjournal: 22.2.2017.

Außerdem laufen Forschungsprojekte, um die Wirkung des Influenzaimpfstoffs speziell bei älteren Menschen zu verbessern. Ihr Immunsystem spricht nicht mehr so stark auf Impfungen an, weshalb höhere Dosen eine Lösung sein könnten. Insbesondere bei älteren Menschen wirken Impfungen besser, wenn sie nicht in den Muskel, sondern unter die Haut verabreicht werden. In den oberen Hautschichten befinden sich viele Zellen des angeborenen Immunsystems, die auch im Alter noch gut auf eine Impfung ansprechen.

Auch wenn die Immunantwort bei älteren Menschen nicht so gut ist, raten Experten zur Grippeimpfung. Denn ein schwächeres Immunsystem bedeutet auch einen schwereren Verlauf einer Infektion, vor der eine Immunisierung zumindest teilweise schützen kann.

Elke Ziegler, science.ORF.at

Mehr zum Thema: