Ausschreibungen zum Republiksjubiläum

Zum Jubiläumsjahr 2018, in dem 100 Jahre Ende des Ersten Weltkriegs und Ausrufung der Republik gefeiert werden, fördern die Stadt Wien und die ÖAW Forschungsprojekte. In zwei Ausschreibungen stehen insgesamt 600.000 Euro zur Verfügung.

Die Stadt Wien stellt 300.000 Euro für Forschungsvorhaben im Bereich Erinnerungskultur sowie für Wissenschaftsvermittlungsprojekte zum Thema „Republik in Österreich - Demokratie in Wien“ zur Verfügung. Projekte werden mit jeweils maximal 50.000 Euro gefördert, zudem werden Stipendien bis zu 10.000 Euro vergeben.

Aus dem Jubiläumsfonds der Stadt Wien für die Akademie der Wissenschaften kommen weitere 300.000 Euro. Diese werden für Forschungsprojekte zum Thema „100 Jahre Gründung der Ersten Republik“ ausgeschrieben. Projekte werden für maximal zwölf Monate und höchstens mit 100.000 Euro gefördert. Die Einreichfrist für beide Ausschreibungen endet am 15. Mai, die Förderentscheidung durch zwei wissenschaftliche Jurys soll im Herbst fallen.

Für Wissenschaftsstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) „kommt die Gründung der Republik im kollektiven Bewusstsein zu wenig vor“, auch der 12. November werde nicht in dem Ausmaß begangen, wie es der Gründungstag der Republik verdienen würde. „Der gewaltige, wenngleich auch gewaltlose Bruch und die Ablösung von 600 Jahren Habsburgerherrschaft durch die Demokratie verdient nach 100 Jahren einen neuen Blick durch die jüngere Generation“, sagt der Stadtrat bei einer Pressekonferenz.

Wien-Bezug wünschenswert

Einreicher sollten einen Wien-Bezug haben, man werde aber nicht auf die Postadresse schauen, hieß es. ÖAW-Präsident Anton Zeilinger betont, dass die beiden Ausschreibungen thematisch völlig offen seien. Als Mitglied der ÖAW-Jury nannte die Historikerin und Präsidenten der philosophisch-historischen Klasse der ÖAW, Brigitte Mazohl, aber einige inhaltliche „Wunschperspektiven“: Interessant wären demnach etwa Arbeiten, die den Fokus auf die komplexe Situation des Übergangs von der Monarchie zur Republik legen, was es bedeutete, ein solches Großreich aufzulösen, etwa für die 100.000en Beamten und Offiziere, welche Kontinuitäten es gegeben habe, etwa bei den Volksvertretern oder in der Verfassung, wie es zur Militarisierung der Gesellschaft in der Zwischenkriegszeit gekommen ist, etc.

Die Historikerin und Vizerektorin der Uni Salzburg, Sylvia Hahn, die Mitglied der Jury der Stadt Wien ist, sieht in der Forschungsvermittlung einen wichtigen Aspekt. 100 Jahre nach Gründung der Republik sei für viele Demokratie etwas Selbstverständliches „und es ist ihnen nicht bewusst, dass Demokratie nicht in Marmor gemeißelt ist, sondern eine sehr fragile Konstruktion ist“, das sehe man täglich in den Nachbarländern und den USA. Inhaltlich ortet Hahn auch viele Aspekte, die Bezug zu heute haben, etwa die Tatsache, dass gegen Ende der Monarchie Wien eine halbe Million Flüchtlinge beherbergt habe.

science.ORF.at/APA

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